Wieso
der DX 21?
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Yamaha
DX 21
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Recht
bald wurde klar, dass mit dem Korg
Poly 61 nicht das Auslangen finden war. Bei diversen Veranstaltungen
und mit neidigem Blick auf die "Keyboardkonkurrenten"
wurde nicht nur deren bessere Spieltechnik, sondern auch deren
besondere Klänge ihrer Gerätschaften begutäugelt.
Einer der bösesten Eigenschaften machte sich breit: Neid.
;-)
1985 war die Zeit, in der ein
jeder Song der irgendwie aus dem Radio trällerte, von
FM Synthese beeinflusst wurde. Es gab nicht einen Song, in
dem nicht der DX 7 zu hören war, obwohl ich das damals
natürlich nicht klassifizieren konnte. Ich erinnere mich
nur allzu ungern an die "Stock Aitken Waterman Produktionen",
die doch immer den selben DX 7 Brei an den Mann und an die
Frau brachten. Aber FM Synthese war definitive in.
Vor allem der Yamaha DX 7 war
damals State of the Art und wurde bei vielen Bühnenperformances
recht spektakulär eingesetzt. Es stellte einfach eine
grandiose Alternative zum den analogen Synthesizer dar. Ein
DX7 war für mich aus Kostengründen nicht realisierbar.
Was war also die Alternative?
Damals noch sehr naiv und gutgläubig,
gab ein Keyboardsbericht aus dem Jahr 1985 den Ausschlag.
In der Juli-Ausgabe wurde der Yamaha DX 21 vorgestellt. In
Wien hatte gerade ein junges Musikhaus aufgemacht. Also wurde
dem ein Besuch abgestattet und der DX 21 mal probegehört.
Irgendwie überzeugten mich die Klänge des Gerätes.
Bereits 128 fix fertig eingespeicherte Klänge übertrafen
bei Weiten meine Hörgewohnheiten eines Korg
Poly 61 oder Polysix. Stolze 18.600 österreichische
Alpendollar gingen über die Ladentheke für das gute
Stück.
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Yamaha
DX 21
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Beim ersten Antesten fiel mir
auf, dass der Yamaha DX 21 wesentlich komplexer zu bedienen
war als der Poly 61. Dies betraf nicht nur die Klangerzeugung,
sondern die grundsätzliche Bedienung des Gerät selbst.
Wo beim Poly 61 noch alles mittels zweier intuitiver Tastendrucke
erreichbar war, musste zur Verständlichkeit beim DX 21
schon mal die Bedienungsanleitung herhalten.
Diverse Tasten hatten mehre
Funktionen. Dennoch war ich mit den 128 Sounds, die sich im
ROM befanden zuerst einmal zufrieden und kopierte die Lieblingsklänge
in den RAM Bereich. Heute unvorstellbar, in einer Zeit wo
Geräte mit "vierundachtzigtausendfünfhundertzwanzig"
Sounds ausgeliefert werden. ;-) Wie gesagt man schrieb das
Jahr 1985 und selbst ein DX 7 hatte nur 32 Sounds zum Abspeichern.
Nun
aber zum Gerät selbst:
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Yamaha
DX 21
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1994 löst der DX 21 den
mit dem DX 7 zeitgleich präsentierten DX 9, das bis dahin
einzige 4-Operatoren-Modell, ab. Diese Generation der vier
Operatoren FM-Synthesizer bot in Form des wesentlich kompakter
gehaltenen DX 21 mehr Möglichkeiten im Vergleich zum
Vorgänger. Wie gesagt, allein die 128 ROM Sounds
boten für Anfänger schon mal einen schönen
Querschnitt. Gerade dieser Umstand an Klängen und der
seinerzeit vergleichsweise zum DX 7 recht "günstige"
(hust hust) Preis trugen zum Erfolg des DX 21 bei, wenngleich
man sich das heute nur noch schwer vorstellen kann. Die 32
RAM-Performance-Speicher, in denen man die Spilt und Dual
Konfigurationen abspeichern kann, waren damals ebenfalls nicht
selbstverständlich. Leider sind die Presetklänge
nicht direkt zugänglich, sondern müssen entweder
in Gruppen zu acht Klängen oder als einzelner Klang in
den RAM-Bereich geladen werden.
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Volume-
und Eingaberegler
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Der DX 21 ist mit einer einfachen,
nicht anschlags- und druckdynamischen Plastiktastatur ausgestattet.
Dass der DX 21 keine Anschlagdynamik hatte, störte damals
nicht weiter, da ich diese Funktion noch überhaupt nicht
kannte. Naja, und was man nicht kennt, kann man auch nicht
vermissen. Er ist achtstimmig, kann aber via MIDI Anschlagsdynamikwerte
empfangen und verarbeiten.
Als Einsteiger-Modell gedacht,
hatte er dennoch gegenüber dem DX 9 bereits mehr Möglichkeiten.
Split- und Layer-Sounds war das Geheimnis. Natürlich
wird dadurch die Polyphonie von 8 auf 4 reduziert. Ein nicht
gerade rauscharmer Stereo-Chorus-Effekt verbessert
das Klangbild des Synthesizers doch erheblich. Übrigens
ist der DX 21 der einzige DX Synthesizer aus dieser Ära,
der mit einem Chorus versehen ist.
Glossar:
Stimmenanzahl
Der
erste Blick auf das Gerät:
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Parametertasten
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Nun ja, einen Schönheitspreis
wird der DX 21 mit dem unansehnlichen in braun gehaltenen
Gerätegehäuse nicht gerade einheimsen. Insgesamt
kleiner und handlicher, sowohl in Höhe und Breite als
auch in der Tiefe, wirkt das Gerät recht zierlich. Auch
das Gewicht war erstaunlich niedrig. Irgendwie hatte sich
damals ein 12kg Standard bei den Synthesizer entwickelt ;-),
den der DX 21 mit seinen 8 kg deutlich untertraf. Anstelle
der ungeliebten Folientasten wie beim DX 9, gibt es beim DX
21 erstmals richtige Taster, mit einem Druckpunkt.
Eines fiel sofort ins Auge:
die Räder waren nicht an jenem vertrauten Platz, wie
man es von den anderen Geräte kannte. Schon war auch
klar, warum das Gerät so klein sein konnte.
Das Netzteil ist im Gerät,
und das Stromkabel ist direkt mit dem Gerät verbunden.
Also kein Kaltgerätestecker oder so was. Gab es beim
Poly 61 noch eine Vorrichtung auf dem das Kabel aufgewickelt
werden konnte, schlendert das lange Kabel, sofern es nicht
um das Gerät selbst gewickelt wurde, beim Transport des
DX 21 immer zwischen den Beinen herum. Dies trug doch erheblich
zur Stolpergefahr auf dem Weg zur Bühne bei ;-)
Die
Oberseite
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Pitchwheel
und Modulationsrad
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Zunächst mal lassen wir
den Blick von links nach rechts schweifen. Die beiden Räder
Pitchwheel und das Modulationsrad sitzen, wie
schon erwähnt, ungewöhnlicherweise über der
Tastatur. Das macht den DX 21 wesentlich kleiner und kompakter
als andere Synthesizer. Diese Tatsache hat mich beim Spielen
nicht sonderlich gestört - was aber seine Ursache darin
hat, dass ich die Sounds des DX 21 meist ohne Modulationen
gespielt haben. Pitch Bend Freaks werden mit der Konstellation
beim DX 21 kleine Probleme haben.
Neben den Wheels sitzen drei
Schieberegler. Der erste bestimmt das Gesamtvolumen. Der nächste
regelt das Verhältnis zwischen den ausgewählten
Dualklängen. Der letzte ist ein Dateneingaberegler.
Eine Vierertastengruppe folgt
als nächstes Funktionsweisen die unter anderen
die Datenwertveränderung in einzelnen Schritten ermöglicht.
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Yamaha
DX 21 Display
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Mit den nächsten sechs
Tasten kann man den Spielmodus des Gerätes einstellen.
Dual, Split oder Normal. Darüber hinaus haben die Tasten
so etwas ähnliches wie ein Shiftfunktion.
Der zentrale Bereich ist das
nicht beleuchtete LCD Display mit 2 x16 Zeichen, das
Informationen über Soundnamen, die Performanceeinstellungen,
sowie die Parameterwerte Preis gibt.
Die letzte und größte
Gruppe von Drucktasten sind jene 32 ( 2x16), die entweder
eine Soundauswahl ermöglichen, oder in den Parameterdschungel
des DX 21 führen - abhängig davon, welche Auswahltaste
in der "6er Gruppe" ausgewählt wurde.
Die
Rückseite
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Rückseite
des Yamaha DX 21
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Unter dem Begriff: "Nichts
neues im Osten" kann man die Rückseite bezeichnen.
Mit zwei Ausnahmen: durch den Stereo Chorus war der Ausgang
des Gerätes auch in Stereo ausgelegt. Die zweite, zumindest
mich neue Anschlussmöglichkeit, war die eines Blaswandlers.
Habe diesen zwar nie ausprobiert, aber diese soll die Möglichkeit
bieten, mittels eines externen Gerät besser Blasinstrumente
nachzuahmen.
Ansonsten das Übliche.
Midi Trio, Anschlussmöglichkeiten für Hold sowie
Volume Pedal. Ein Kopfhörerausgang, sowie die Möglichkeit
über einen separaten Ausgang die Daten der Sound auf
Kassette aufzuzeichnen.
Na ja, und das war's dann schon.
Die
Parameter
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Yamaha
DX 21
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Alle Parameter hier jetzt anzuführen
würde diesen Bericht sprengen, dennoch eine kleine Übersicht,
was den im Inneren des Gerätes so abläuft. Nun bin
ich zwar kein Spezialist auf dem Gebiet der Frequenz Modulation,
dennoch ein paar kurze Anmerkungen zu dieser Tonerzeugung.
4 Operatoren heißt so etwas "ähnliches"
wie Oszillatoren - halt bevor ein Aufschrei von den Profis
kommt: Diese müssen nicht unbedingt eine typische Oszillator
Funktion haben! Die Operatoren des DX 21 erzeugen Sinustöne.
Dann gibt es noch Algorithmen.
Beim DX 21 sind dies 8 an der Anzahl. Diese Algorithmen sind
bestimmte vorgegebe Verknüpfungen der Operatoren. Das
bedeutet, dass gewisse Operatoren hörbar sind - andere
Operatoren wiederum ausschließlichen Modulationszweck
haben. Mit diesen Algorithmen kann man also festlegen, ob
und wie sich die Oszillatoren beeinflussen. Der Parameter
Feedback bestimmt wie stark die Beeinflussung der Modulation
ist.
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Envelope
Generator
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Jeder dieser Operatoren hat
eine eigene Hüllkurve. Beim DX 21 ist diese 5-stufig.
Interessanterweise funktionierte das Programmieren der Hüllkurven
nicht wie ich es gewohnt war. z.B. Je geringer der Release
Wert im DX21, desto länger ist das Ausschwingverhalten.
Das hat eine Zeit gedauert bis ich das begriffen hatte. Die
Hüllkurve steuert auch das Modulationsverhalten der einzelnen
Operatoren.
Mittels der Ratio kann
man sozusagen die "Tonhöhe" oder die Frequenz
des Schwingverhaltens der Sinustöne einstellen. Dadurch
ergeben sich teilweise sehr disharmonische bis metallische
Klangmöglichkeiten, die die FM so beliebt machten. Meine
liebsten Experimente waren genau an diesem Ratio, bzw. an
den Algorithmen des DX 21 herumzuschrauben und zu sehen was
passiert. Das war meistens sehr spannend und unvorhersehbar.
Die einzelnen Operatoren können auch verstimmt werden,
und natürlich ist auch die Ausgangsleistung einzeln einstellbar.
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Yamaha
DX 21 Logo
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Dann gibt es natürlich
auch noch einen LFO zur Modulation der Tonhöhe
bzw. der Lautstärke. Dieser kann mit unterschiedlichen
Wellenformen, Geschwindigkeiten sowie einer Verzögerung
(Delay) versehen werden. Eine eigene Hüllkurve zur Tonhöhensteuerung
steht auch zur Verfügung. Der DX 21 kann auch Mono betrieben
werden und er hat Einstellungsmöglichkeiten für
eine Portamentofunktionalität.
Einen klassischen Filter wie
man sie von analogen Synthesizer kennt, sucht man beim DX
21 vergeblich.
Wie gesagt, einfach zu bedienen
ist das ganze nicht, vor allem wenn man andere Synthesizer
gewohnt ist. Es lohnt aber allemal herumzuschrauben, weil
die FM Synthesizer diese Aktivitäten immer mit außergewöhnlichen
Resultaten belohnen.
Wie
klingt er nun, der Yamaha DX 21?
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Algorythmus
- Übersicht
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Zu Programmieren war die FM
Synthese immer schon eine Katastrophe. Versuche, sich die
Programmierung dieser Synthese durch Selbststudium zu erlernen
scheiterten alle kläglich. Da half selbst die ganze Fachlekt
üre über die FM nichts. Dennoch entstanden im Laufe
der Zeit, natürlich durch Zufälle, recht interessante
Klangkreationen, die ich mit anderen Geräten niemals
reproduzieren konnte. Sounds, die man einem 4 Operatoren FM
Synth gar nicht zutrauen würde. Vor allem beim Experimentieren
mit den Algorithmen, sowie der Ratio traten immer wieder unerwartete
Ergebnisse zu Tage.
Natürlich fehlen dem "Kleinen"
die Durchschlagskraft, Härte und Flexibilität eines
6 Operatoren FM Synth wie dem DX7, aber dennoch haben die
Geräte ihren Reiz. Wie gesagt, sind die klanglichen Möglichkeiten
gegenüber dem DX 7 schon um einiges weniger vielfältig.
Die Operatorhüllkurven sind nur fünfstufig, es gibt
nur 8 verschiedene Algorithmen und einige klangbearbeitende
Parameter sind einfacher ausgeführt bzw. fehlen gänzlich.
Alles in allem ist der DX 21 eine klanglich weniger flexiblere
Alternative zum DX 7. Andererseits werten beispielsweise gelayerte
Klänge samt Stereochorus den Gesamtklang des DX 21 auch
auf.
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Yamaha
DX 21
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Mit analogen Sounds kann der
DX 21 naturgemäß nichts anfangen. Auch die Natur
-Soundimitationen sind für heutige Begriffe richtig grottenschlecht.
Das kann jeder kleine Sampler der Neuzeit wesentlich besser.
Man bedenke dennoch zu welcher Synthepoche das Gerät
entstand und entwickelt wurde. Interessant ist das Gerät
heute sicher nur für Leute, die sich ein wenig in den
Parameterdschungel verlieren und spacige abgefahrene Sounds,
auch wenn es nur per Zufall ist, herauskitzeln.
Irgendwie hab ich das Gerät
über die Jahre aber dennoch lieb gewonnen. In den ersten
drei CD Produktionen "Neue
Welten", "Horizont"
und "Panorama" habe
ich den DX 21 sehr oft eingesetzt. Einerseits für Naturklangimitationen,
die mit den Analogen nicht zu realisieren waren, andererseits
aber auch für die abgefahrenen Sounds, die im Laufe der
Zeit entstanden sind. Bei den Auftritten mit der Band "War
of dreams" war der DX 21 ebenfalls ständiger
Begleiter.
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Robert
Wittek
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Warum aber die 4 OP FM Synth,
wie zum Beispiel auch der Yamaha FB01, in der "Elektronik
Szene" des neuen Jahrtausend einen neuerlichen Boom hatten,
kann ich nicht ganz nach voll ziehen, was aber sicherlich
mit der Tatsache zu tun hat, dass ich mich mit dieser Art
der Musik einfach zu wenig auseinander gesetzt habe. Jedenfalls
haben diese Geräte (DX21, DX27, DX100, FB01) in diesem
Kreise erfreulicher Weise eine kleine Fangemeinde gefunden.
Und das ist gut so.
Autor: Robert Wittek
Okober 2003
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Audio
Workshop DX 21 zum download
Dowload
Audifile MP3 8.33 MB Audiolänge: 14.57 min
Die
Audiofiles haben aufgrund der Datenkomprimierung leichte
Klangeinbußen. Die Verringerung der Klangqualität
dient Ihnen zur kürzeren Downloadzeit. Alle Soundbeispiele
wurden ausschließlich mit dem Yamaha Dx 21 erzeugt.
Delay und Reverb kamen ebenfalls zum Einsatz.
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Bedienungsanleitung
zum download
Manual
Yamaha DX 21 pdf 1.81MB
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Weitere
Informationen unter:
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