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Korg
Polysix
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Es war einmal
Korg
Polysix
Anfang der Achtziger war der Synthesizermarkt ganz schön
in Bewegung geraten. Sequentials Prophet 5 hatte Ende der
Siebziger mit der Polyphonie und der Speicherbarkeit von Sounds
eine neue Generation von Synthesizern etabliert. Die Achtziger
sollten einen weiteren Schub bringen. Der Trend: Geräte
billiger zu produzieren. Technologische Entwicklungen ermöglichten
kostengünstigere Verwertung von Elektronikteilen in den
Instrumenten. So kratzen polyphone Synthesizer erstmal an
der marginalen 20.000 Schilling (ca. 1469 Euro) Grenze und
leiteten eine neue Ära ein, als es darum ging neue Käuferschichten
anzusprechen.
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Korg
Polysix
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Genau zu dieser neuen Generation an Käufer zählte
auch ein Arbeitskollege aus jenen Tagen von mir. Ein junger
Mann, welcher wenig am Hut mit aktivem Musikmachen hatte,
aber im Besitz eines Synthesizers mit der Aufschrift Polysix
war. Irgendwie schien es hipp zu sein, Technikkrams zu Hause
zu haben. Ehrlich, meine Begeisterung war ziemlich groß,
als ich bei einem Hausbesuch diese "Orgel" begutachten
durfte. Der Begriff Synthesizer war mir damals noch fremd.
Was aus diesem Erstkontakt geworden ist, kann jeder gerne
aus meiner Biografie entnehmen. Jahrzehnte später hat
sich diese Begegnung in Tonnenschweres Sammler-Equipment manifestiert.
Der Beginn einer dauernd werdenden Leidenschaft.
Als es darum ging 1985 den ersten Synthesizer für die
Band "War of dreams" anzuschaffen, waren mir die
Erinnerungen an den Korg Polysix noch im Gedächtnis.
Aus Ermangelung an Wissen über die Modelle der Zeit entschied
ich mich für ein gebrauchtes Nachfolgemodell aus dem
selbem Haus, dem Poly 61.
Gutgläubig ein Nachfolgemodelle hätte besser zu
sein als sein Vorgänger. Wie wir aus heutiger Sicht wissen
eine Fehleinschätzung, deren Ursachen wir in diesem Report
auf den Grund gehen wollen.
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Logo
Polysix
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Der Kontakt zum Polysix ging in der "post Poly 61 Ära"
nicht verloren. Denn für das Livesetup einiger Auftritte
von War of dreams, lieh mir jener Arbeitskollege netterweise
genau jenes "First Contact" Exemplar seines Polysix.
Ein Umstand dem ich besonders dankbar war, denn Splitfunktionen
sucht man bei beiden Probanden vergebens. Mit der Kombination
der beiden Synthesizer konnte ich live zwei verschiedene Sounds
gleichzeitig spielen. Außerdem sahen zwei Synthesizer
schon mal cooler aus, als nur einer ;) Mehr als 20 Jahre danach
nochmals ein Dankeschön an jenen Kollegen, zu dem ich
schon lange den Kontakt verloren habe.
Viele Jahre später schaffte es ein second Hand Polysix
wieder ins Setup, denn so ganz waren die Erfahrungen von damals
nie wirklich in Vergessenheit geraten. Von diesem Gerät
stammen die aktuellen Soundbeispiele und erzählt dieser
Report.
Die Eckdaten
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Korg
Polysix
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Korg hatte 1982 mit dem damaligen Verkaufspreis von ungefähr
24.000 Schilling (ca . 1750 Euro) einen echten Renner auf
den Markt geworfen und einen Verkaufsschlager geschaffen.
Das Konzept eine Art Billigkonkurrenz zum beliebten, aber
teureren Prophet 5 zu schaffen ging auf. Man
hatte bei der Tonerzeugung an einigen Punkten gespart und
den Polysix aber mit anderen Features erweitert. Die Eckdaten
zu dem Preis ließen damals aufhorchen.
- Sechs stimmig polyphon
- 32 Soundspeicher zum Abrufen eigener Klangkreationen
- Tatstatur über fünf Oktaven.
Die Tonerzeugung ist subtraktiv aufgebaut. So begegnen
dem Anwender Bauelemente wie Oszillator, Hüllkurve, Filter
und LFO, auch wenn Korg sich gerne andere kreative Namensbezeichnungen
einfallen ließ. Ein Arpeggiator und die Effektsektion
stellten in der Tonerzeugung sogar eine Erweiterung zum Prophet
5 dar. Dennoch verblüfften die technische Angabe zunächst
mal mit nur einem mageren Oszillator und nur einer Hüllkurve.
Zeitlich liegt der Polysix aus der eigenen Produktlinie zwischen
dem Korg Trident und
dem Poly 61 der sich bereits
einem ganz anderen Bedienkonzept zuwendet. Beide Geräte
habe ich in dieser Reportserie bereits genau unter die Lupe
genommen.
Der Synthesizer
von außen
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Korg
Polysix
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Der Polysix leitet gemeinsam mit dem Roland JX3P wohl das
Standard - Format für künftige Synthesizer ein.
Mit den knapp 98 x 37 x 13 cm ist der Synthesizer wesentlich
kleiner als vergleichbare Artgenossen aus den 70er und erreicht
fast Bügelbrettformat. Es etabliert jenes Kompaktformat
an Keyboards, an welche wir uns gewohnt haben. Die knapp 12
Kilo haben sich für die Achtziger Jahre auch als so etwas
Standardgewicht etabliert. Wer also den Polysix über
den Postversand erwerben will, sollte nicht mit einem Leichtgewicht
heutiger Synthvertreter rechnen. Dennoch lässt sich das
Keyboard gut unter einen Arm klemmen.
Obwohl die optische Ähnlichkeiten mit den blau-schwarzen
Design und den selben Reglerausführungen zum Mono/Poly
nicht zu übersehen sind, schließlich stammen
sie ja aus der gleichen Produktionsgeneration, so sind ihre
musikalischen Einsatzzwecke doch grundverschieden. Während
der Mono/Poly eine flexiblere Klangerzeugung mit Sync und
Effektsektion in sich birgt, dafür aber eher auf monophon
setzt, ist der Polysix einfacher gestrickt und eben auf Polyphonie
ausgelegt. Beide haben ihre Berechtigung.
Über meinen Fauxpas bei der Anschaffung des MonoPolys
habe ich ja bereits in dessen Report erzählt. Ich hielt
diesen aufgrund des äußeren doch für einen
besseren polyphonen Polysix.
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Bankauswahl
Polysix
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Das Gehäuse ist robust. Die schrägen Kanten der
Holzeitenteile bekommen zwar über die Jahre Deppscher,
schützen das Instrument seitlich aber gut ab. Ein klopfen
an der Gehäuseoberfläche wird mit einem metallischen
Klangantwort quittiert. Hier wurde stabiler Stahl verarbeitet.
Das tut dem Synthesizer gut, und lässt ihn auch nach
langer Zeit nicht unverbraucht aussehen.
Von oben betrachtet wirkt das Instrument schlicht. 22 Drehregler,
9 Kippschalter und 19 Tipptaster reichen aus, um ganz ohne
Display Herr oder Frau der Lage zu sein. Manch Konkurrenzprodukt,
hatte bereits numerische Anzeigen. Der Polysix nicht. Displays,
welche wir heute gewohnt und die komplette Kommunikation mit
dem User übernehmen, gab es damals schlicht und einfach
nicht.
Die Unterteilung der dunkelblauen Sektionen mit den schwarzen
Umrandungen halte ich bis heute sehr stylisch. Sie haben alle
Zeitgeistexperimente überstanden. Man muss sich nicht
genieren, wenn man mit dem Instrument heute noch bei einer
Session auftaucht.
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VCF
und EG beim Polysix
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Ein grobe Überblick zeigt eine VCO (Voltage Controlled
Oszillator) Sektion, einen MG Bereich (Modulation Generation
nach Korgsprache). Das ist der LFO bei anderen Synthesizer.
Rechts daneben Filter und Hüllkurve (EG). Es folgt
eine Effektsektion mit anschließenden Arpeggiator
und dem Key Assing Mode. Links befinden sich die Auswahltaster
für die Sounds. Die Anordnung der Elemente empfinde ich
sehr ergonomisch. Die Tatsache, dass sich rechts die Programmtasten
und links die Bedienelemente befinden, unterstützt das
Spielen mit der rechten Hand und das Programmieren mit der
linken Hand.
Die Tatstatur des Polysix ist für mich recht angenehm
zu spielen. Vielleicht hat es mit dem Umstand zu tun, dass
ich eben mit solchen einfachen Tatstaturen groß geworden
bin. Grundsätzlich ist die Tatstatur sehr leichtgängig.
Sie ist nicht anschlagdynamisch und bietet keinen Aftertouch.
Dies war nur wesentlich teuerer Geräten vorbehalten.
Links neben der Tatstur sind wie gewohnt Modulationsrad und
Pitchwheel, obwohl Korg sowohl beim Trident
als auch beim Poly 61 ja
eher auf den Joystick als Spielhilfe gesetzt hatte.
Auf der Rückseite
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Anschlüsse
Polysix
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Die Rückseite ist nicht spektakulär aber funktionell.
Alle Buchsen sind als 6,3 mm Klinkenstecker ausgeführt.
Output führt das Audisignal aus dem Gerät. Von dort
weg geht es zum Mischpult oder in den Verstärker. Am
Phone Stecker kann, wie unschwer zu erkennen ist, ein Kopfhörer
angeschlossen werden. Die Buchse FVF fcM IN ermöglicht
den Filter über eine Spannung zwischen -5Volt und +5Volt
extern modulieren. Ich habe diese Funktion nie ausprobiert.
Über den Stecker ARPEGGIO TRIG IN kann man den Arpeggiator
mittels einen Analog Signal zu Drum Computer, Sequenzer oder
anderen Synthesizer synchronisieren. Dies ist aber bitte nicht
mit der Midisynchronisation "Midi Clock" zu verwechseln.
Da es sich um ein analoges Signal handelt, muss ein einsprechendes
Synchronsignal von einem Master geschickt werden. Es gibt
Boxen, die ein Midi Sync in solche Signale umwandeln.
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Chord
Memory Polysix
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Mittels einem an der Buchse Cord Memory angebrachtem Fußschalter,
kann man direkt in die Chord Memory Funktion umschalten, auch
wenn beide Hände auf der Tastatur sind und man keinen
freien Finger zum aktivieren der Chord Memory Taste zur Verfügung
hat.
Zwei Klinkenstecker und zwei dazugehörige Low/High Schalter
erlauben das Kommunizieren mit einem Tapedeck, welches zum
Abspeichern weiterer Sounds auf Tonbandkassetten dient. Das
erinnert an das früher Computerzeitalter wo man Daten
auch auf Tapes speichern und abrufen konnte.
Ein fix integriertes Kabel inklusive Kabelaufwickler sorgt
dafür, dass man nicht auf Suche der wieder mal verlegten
Kaltgerätestecker gehen muss. Auch der Netzschalter befindet,
so wie man es auch von anderen Geräten kennt, auf der
Rückseite.
Die Tonerzeugung
Es ist schon erstaunlich zu welchem Ergebnis Korgs Ingeneure
gelangt sind. Der Polysix kommt mit nur einem Oszillator (plus
Suboszillator) aus und klingt trotzdem nicht wie eine leere
Brotdose. Dass der Synthesizer klanglich nicht untergeht,
ist den trickreichen Ideen der Erbauer zu verdanken. Sicherlich
trug auch die Implementierung der Effektsektion seines dazu
bei den Synthesizer ein bisschen wie ein Schaf im Wolfspelz
wirken zu lassen.
Oszillator:
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VCO
und MG beim Polysix
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Die Devise: Einfach aber effektiv! Vier Regler ermöglichen
die Haupteinstellungen. Octave definiert die Tonhöhe
in 3 Schritten. Mittels WAVERFORM kann man zwischen Sägezahn,
variable Pulsbreite und modulierter Pulsbreite
auswählen. PM/ PWM ermöglicht eine einerseits die
Pulsbreite selbst oder auch die Intensität bei der Modulation
zu definieren. PWM Speed die Schnelligkeit der Modulation.
Die Modulation geht bis zu "Selbstauslöschung"
wo der Oszillator nicht mehr zu hören ist.
Mittels einem eigene Schalter kann noch ein rudimentärer
Suboszillator in zwei Oktavmöglichkeiten zugeschaltet
werden, welches dem Klang im unteren Beriech noch etwas Fülle
gibt. Der Suboszillator zeigt sich natürlich unbeeindruckt
von den Pulsbreitemodulationen und kann auch nicht im Verhältnis
dazugemischt werden. Ein- oder ausschalten ist das Konzept.
Modulation:
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Frequencyregler
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Der sich darunter befindliche LFO in Sinusform, oder
MG wie er hier genannt wird, erlaubt ein Regeln in
Geschwindigkeit und Intensität. Dafür sind die Potentiometer
Frequency und Level zuständig. Die Frequency steuert
auch die Geschwindigkeit des Modulationsrad MG Effektes.
Mittels Delay kann man eine Verzögerung der Modulation
erreichen. Der Schalter MOD definiert welches Ziel die Sinuskurve
moduliert. Zur Auswahl stehen:
- der Oszillator (VCO), was eine Tonhöhenmodulation
bedeutet
- der VCF, er beeinflusst den Filter, welches die
Klangfarbe ändert
- der VCA, und damit die Lautstärke.
Leider ist nur eines der drei Ziele gleichzeitig modulierbar.
Nicht sehr flexibel, da auch die Sinuswellenform des LFO nicht
veränderbar ist. Zu wirklich ausufernden Modulationsorgien
reicht das nicht. Sicherlich eine der Schwachpunkte des Polysix.
Nicht meckern kann man über die Geschwindigkeit, die
ganz schön ordentlich dahin rattert, wenn man den Frequency
Regler Richtung rechts bewegt.
Filter:
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Cutoff
Filter
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Das Filter ist ein typischer Tiefbassfilter und klingt geschmeidig.
Wie aus Korg Geräten dieser Zeit stehen 4 Regler zur
Verfügung. Einen für die Cuttoff-Frequenz,
einen Resonanzregler, ein Drehregler, der die Intensität
zur Hüllkurve beeinflusst, und einer, der die
Auswirkung des Filters auf die Tastaturhöhe regelt.
Der Filter beeinflusst die Klangfarbe des Sounds. Der Cutoff/Freq
Regler erzeugt, wenn man den Wert erhöht, einen helleren,
brisanteren Sound. Oberhalb einer einstellbaren Frequenz setzt
der Filter an. Einfach mal auf irgendeinen Cutoff Regler eines
euch zur Verfügung stehenden Synthesizers rumfummeln,
und ihr versteht was ich meine.
Die Resonanz betont die Kuppel der Eckfrequenz. Das ist auch
beim Polysix so. Beim Polysix reicht dies bis zur Selbstoszillation,
wobei der Klang langsam schärfer wird und irgendwann
in ein "Quietschen" bis hin zu einem für das
Ohr unangenehmen "Pfeifen" übergeht.
Hüllkurve:
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EG
Attack Regler
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Hüllkurven sind Bauteile, die Bewegung in den Klang
bringen. Auf einer Zeitachse, vom ersten Tastendruck bis zum
Loslassen der Taste, werden Einstellungen durchlaufen, die
dann denn Klang lauter und leiser, heller oder dumpfer machen.
Korg hat dem Polysix überraschenderweise nur eine Hüllenkurve
spendiert, während das Konzept einer eigenen Hüllkurve
für Filter und Amplitude durchaus schon geläufig
war. Gleich geblieben sind die bekannten Spezifikationen Attack,
Decay, Sustain und Release kurz auch ADSR genannt.
Die Hüllkurve, beim Polysix EG (Envelope Generator)
genannt, gilt also gleichzeitig für die Lautstärke
als auch für den Filterlauf. Ein getrenntes Bearbeiten
der beiden Funktionsgruppen ist nicht möglich. Dies kann
sicher als Manko des Synthesizers bezeichnet werden. Hier
ist der Sparstift merkbar. Die Hüllkurven sind insgesamt
recht schnell, wie an den Soundbeispielen zu hören ist.
Arpeggiator
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Arpeggio
Polysix
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Der Arpeggiator ist simpel und dennoch praktisch aufgebaut.
Er dient dazu Akkorde oder auch einzelne Töne in rhythmische
Figuren zu zerlegen. Mit dem gelborangen Tippschalter aktiviert
man diesen. Der darüber liegende Speed Regler definiert
die Geschwindigkeit der Tonfolgen.
Der Kippschalter Range erlaubt das Arpeggio über eine,
zwei Oktaven oder über die ganze Tastatur zu leiten.
Das hat den Effekt dass z.B. bei einem drei Ton Akkord bei
der Einstellung "2 OCT" sechs Töne gespielt
werden, bevor sich das Arpeggio wiederholt.
Mode ermöglicht unterschiedliche Formen des Arpeggios.
Hierfür kann der Anwender UP/DOWN, DOWN und UP auswählen.
Was hat dies für Auswirkung? Nehmen wir als Beispiel
einen drei Ton Akkord z.B. C Dur. (C,E,G)
Bei der Einstellung UP werden die Töne folgendermaßen
gespielt:
C - E - G - C - E - G
u.s.w.
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Arpeggio
Polysix
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bei DOWN ist es wie erwarten genau umgekehrt:
G - E - C - G - E - C
u.s.w.
bei UP/DOWN werden die äußeren Töne
doppelt gespielt, was bei einem 3 Ton Akkord zu einem anderen
Muster führt
C - E - G - G - E - C - C - E - G - G - E - C
u.s.w.
Die Funktion Latch ermöglicht das Arpeggio nur dann
zu erklingen lassen, so lange die Hände auf der Tatstur
bleiben. Zweite Variante: Das Arpeggio lauft weiter, selbst
wenn die Finger die Tasten bereits losgelassen haben.
Der Arpeggiator kann auch von extern synchronisiert werden.
Hierzu bietet der Polysix einen eigenen Anschluss an. Bei
jedem Triggersignal schaltet das Arpeggio dann einen Schritt
weiter.
Effects
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Effects
Polysix
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Die Effektsektion war zu seiner Zeit schon etwas Besonderes.
Zwar hatte Korg bereits dem Trident eine solche verpasst.
Erst beim Polysix klingt diese für mich aber erst wirklich
effektiv und hat massive Auswirkungen auf das Klangdesign.
Mit dem Mode Regler kann man drei verschiedene Effekte aktivieren.
Z.B. einen Chorus oder einen Phaser. Das daneben
liegende Potentiometer bestimmt die Geschwindigkeit des Effektes.
Man darf sich beim Phaser jedoch nicht die typisch tiefen
"Jean Michel Jarre Phaser" erwarten. Sein besonderes
Klangmerkmal hat dem Polysix sicher die Ensemble Funktion
beschert. Ähnlich wie sie schon bei Stringensembles zum
Einsatz kam, macht diese Funktion den Sound einfach fetter.
Der Regler daneben ist in diesem Fall für die Intensität
des Effektes verantwortlich.
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Effects
Polysix
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Insgesamt ist der Effekt mehr als nur eine nette Beigabe.
Er ist auch für den Soundcharakter verantwortlich, und
dies mehr als ich es bei anderen Synthesizern zu entdecken
vermochte. Man darf sich natürlich nicht hinwegtäuschen,
dass die Effekte auch einiges an Nebengeräusche mit sich
bringen. Bei voller Intensität rauscht es dann schon
ordentlich im Walde. Wer zwischen den Spielpausen absolute
Ruhe haben möchte, wird um eine externe Bearbeitung des
Audiosignals nicht herum kommen. Für das angenehme Klangverhalten
des Polysix sind sicher auch seine Effekte mitverantwortlich
und bügelt so manche Schwächen der Oszillator Fraktion
ein wenig aus.
Key Assing Mode
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Key
Assing ModePolysix
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Wie auch schon beim Mono Poly kann man zwischen 4 Modis auswählen,
welche Auswirkung auf die Spielweise haben. Poly ist
die normale Spielweise, bei der der Synthesizer sechsstimmig
gespielt werden kann.
Unison vereint alle sechs Stimmen zu einer einzigen
und lässt es ganz schön krachen. Mittels der Chord
Memory Taste kann man einen bis zu sechs Stimmigen Akkord
in den Speicher bannen und dann mittels einer einzigen Taste
wiedergeben. Dazu muss man nur den gewünschten Akkord
halten und gleichzeitig die Chord Memory Taste drücken.
Danach kann man wunderbar sein Publikum mir Einfingerspiel
entzücken. Diese Funktion ist auch in Zusammenspiel mit
dem Arpeggiator sehr spannend, wie an einigen Soundbeispielen
zu entnehmen ist. Hier sind durchaus abgefahrene Ergebnisse
möglich.
Bei Hold bleibt jede gedrückte Taste einfach
"hängen" solange bis der Vorratsspeicher aus
den sechs Stimmen ausgeschöpft ist. Bei der siebenten
Stimme wird dann die erste gelöscht.
Speicherarchitektur
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Programmer
Polysix
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Der Polysix bietet 32 Speicherplätze zum Sicher
der eigenen Klangkreationen. Dazu bedient man sich der vier
Banktasten A, B, C und D. Mit den Programmschaltern eins bis
acht ruft man dann sie Sounds auf. Wer der einfachen mathematischen
Grundregeln mächtig ist, wird feststellen, dass 4X8 =
32 ausmacht.
Zum Abspeichern der eigenen Sounds benutzt man die knallrote
Speichertaste, die einmal gedrückt das überschrieben
eines Sounds ermöglicht. Wer dies verhindern will kann
sich mittels des Write Schalters - Disable schützen.
Der Manual Taster erzeugt genau jenen Sound der gerade alle
Regler so wiedergibt, wie sie gerade stehen. On Demand aus
dem Jahre 1982 ;-) Das Klangergebnis kann durchaus unerwartet
ausfallen. Also Vorsicht bevor man seine Nachbarn damit aus
dem Bett wirft.
Midi
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Korg
Polysix
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Als der Polysix 1982 das Licht erblickte verpasste er um
Haaresbreite das Midizeitalter. So ist der der Polysix grundsätzlich
ohne den berühmten 5-poligen Buchsen anzufinden. Viele
Firmen boten jedoch eine nachträglich Midifizierung an,
sodass heute auf dem Gebrauchtmarkt das eine oder andere Exemplar
mit Midifunktion anzufinden sein wird.
Mein Polysix wurde viel später von der Firma Virtual
Music professionell mit einem Midiinterface nachgerüstet
und funktioniert problemlos. Das Interface ist direkt ins
Gerät implementiert und die Midibuchse ins Gehäuse
integriert, so als ob es schon eh und je dort hin gehört
hätte.
Sonstiges
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Pitchwheel
und Modulationsrad
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Hier noch der Überblick die restlichen Schalter und
Regler, die nicht direkt einer vorher beschriebenen Funktionsgruppe
zuordenbar war.
Modulationsrad:
Das Modulationsrad ist fix mit dem MG (LFO) verbunden
und erlaubt nur eine Modulation der Tonhöhe. Der Effekt
ist ein Vibrato. Von den MG Einstellungen wird nur die Frequency
übernommen. Eine für heutige Verhältnisse dürftige
Ausbeute. Damals aber durchaus eine übliche Bestückung.
Pitchwheel:
Das Pitchwheel erlaubt eine Veränderung der Tonhöhe.
Rad nach vorne bewegt verändert den Ton nach oben. Rad
Richtung Keyboarder gedreht beugt den Ton nach unten. Die
Intensität kann mit dem Regler Intensity Bend eingestellt
werden. Diese hat aber keine Rasterung, sodass exakte Notsprünge
auf die schnelle nicht einstellbar sind.
Bei meinem Exemplar pendelt sich der maximale Wert bei voller
Radbewegung irgendwo zwischen dem 13 und 14 Halbton ein. Ob
das so serienmäßig ist kann ich an diese Stelle
nicht sagen. Der Wert 2 auf dem Regler entspricht ungefähr
2 Halbtöne.
Tune:
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Korg
Polysix
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Mittels einem eigenen Tune Regler kann der gesamte Synthesizer
gestimmt werden. Dies war in Zeiten der frühen Synthesizer
durchaus sinnvoll. Haben sich die Tastenkollegen untereinander
doch durchaus gerne mal ein wenig verstimmt. Gut auch zur
schnellen Anpassung an betrunken Gitarristen, die nicht in
der Lage sind ihr Instrument richtig zu tunen ;-)
Output:
Über einen Volumeregler kann man die Lautstärke
des Outputs einstellen. Der darunter liegende Schalter ermöglicht
noch die Auswahl zwischen off (dann hören nur mehr die
was, die auch das Gras wachsen hören) sowie Low und High.
VCA:
In der VCA Gruppe kann man über einen Schalter die Hüllkurve
aktivieren oder ausschalten. Bei deaktiviertem Zustand bekommt
man eine Hüllkurve ohne Attack, Decay und Release. Hierzu
möge man sich einen schnellen Orgelsound vorstellen.
Über den Attenuator Regler, der sich wie ein Atomkraftwerkregler
schwer in Stufen zwischen -10dB und + 10 dB klicken lässt,
stimmt man intern die Lautstärke der Sounds aufeinander
ab, die auf den Speicherplätzen mitverankert werden.
Tape und Write:
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Korg
Polysix
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Ein Write Schalter ermöglicht das Schützen von
Sounddaten. Bei der Stellung Disable ist somit das ungewollte
überschrieben von Klängen nicht möglich.
Das gleiche gilt auch für den Tapeschalter für
das Abspeichern auf Kassettenbändern. Dieser Vorgang
wird mit den Bankauswahltasten A, B, C und D, sowie der Manual
und Write Taste vorgenommen. Ein Procedere dem sich heute
wohl kaum noch jemand unterwerfen wird.
Wie klingt er nun?
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Korg
Polysix
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Wer sich die Soundbeispiele anhört wird verwundert sein,
wie warm ein Synthesizer mit nur einem Oszillator klingen
kann. Er schlägt in diesem Punkt sogar seinem direkten
Nachfolger den Poly 61.
Natürlich ist der Polysix kein Soundmonster. Dazu sind
die Modulationsmöglichkeiten doch zu eingeschränkt.
Aber das war er macht, macht er solide gut.
Vor allem die Kombination von Effektsektion, Arpeggiator
und Chord Memory entlocken dem Synthesizer dann doch abartige
Sounds, wie man an den Klangbeispielen gut hören kann.
Wer das Gerät heute gebraucht kauft dem muss klar sein,
dass er sich der Klangästhetik der frühen Achtziger
unterwirft, welche noch weit weg von PCM Wellenformen war.
Hier sind keine Piano - Gitarren oder Drumklänge möglich.
Synthetische Flächen, nicht allzu lebendig aber warm,
satte Bässe, nette Orgelsounds und Leads sind für
den Polysix kein Problem. Und da wären eben noch die
schon erwähnten Effekt-, Arpeggiator- und Chord Memory
Funktionen.
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Robert
Wittek
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Alternativen gibt es aus der Zeit durchaus, die in Nuance
anders klingen. Jedoch gehörte der Polysix noch zur letzten
Generation jener Geräte die noch Regler hatten. Die nächste
Stufe der digitalen Tipptatser Synth stand schon in den Startlöchern.
Korgs selbst hat in seiner Legacy Collection den Polysix wieder
aufleben lassen. Und einige Softwareanbieter sind in der Emulation
ganz erfolgreich. Wer aber solide Hardware, die durchaus zeitlos
ist, haben möchte ist bei den an sich guten Secondhandpreisen
des Polysix gut bedient.
Robert Wittek
Juli 2008
Audio
Workshop Korg Polysixzum Downloaden
Mit
über 50 verschiedene Klangbeispielen!
Download
Audifile MP3 8,91MB Länge: 14.02 min
Die Audiofiles
haben aufgrund der Datenkomprimierung leichte Klangeinbußen.
Die Verringerung der Klangqualität dient Ihnen zur kürzeren
Downloadzeit. Alle Soundbeispiele wurden ausschließlich
mit den Korg Polysixerzeugt. Reverb kam ebenfalls zum Einsatz.
Bedienungsanleitung
zum download
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