Sequential Prophet VS
Audio
Biography
Contact
Download
Link
Live
Manuals
Orderservice
Projects
Releases
Rezensionen
Studio
Synthesizer
 
Reports
Korg Poly 61
Yamaha DX 21
Korg Mono/Poly
Oberheim Matrix 6
Korg DW 6000

Sequential Prophet VS

Roland JX8P
Elka Synthex
Korg Wavestation
Kawai K3
Ensoniq ESQ 1
ARP Axxe
Korg Trident
Roland JP 8000
Prophet 08
Korg Polysix
 
Releases
Neue Welten 1991
Horizont 1993
Panorama 1994
Millennium 1996
Dejavu I 1997
Dejavu II 1997
Emotions 1999
Wittek Live 1999
different 9 2000
Danger in Dream / entrance 2001
X 2006
Sphere eleven 2008
 
Synthesizer
"The long way home" oder "ein Prophet in den eigenen vier Wänden"
Der erste Blick auf das Gerät
Die Oberseite des Synthesizers
Was tut sich hinten so?
Im Inneren des Propheten

Oszillatoren

Filter

Hüllkurven

Mixer Hüllkurve und Vektor Synthese

LFO

Modulation

Arpeggiator

Chorus

Keyboard Mode /Voice Controll

Midi

Zufallsklänge - ist das möglich?

Service des VS

Höre des Propheten Stimme
Zum Audio Workshop
Bedienungsanleitung zum Download
 

"The long way home" oder "ein Prophet in den eigenen vier Wänden"

Sequential Prophet VS
Sequential Prophet VS

1986. Der amerikanische Synthesizerhersteller Sequential war in der Keyboardszene längst ein Begriff. Seit dem legendären Prophet 5 war diese Firma für gut klingende, analoge Geräte bekannt. Unzählige Schallplatten Anfang der 80'er (jaja damals gab es die kleinen, runden silbernen Scheiben noch nicht), wie jene von Phil Collins, Peter Gabriel, Kim Carnes und vielen anderen zeigten von der klanglichen Qualität des nicht gerade billigen Prophet 5. Nun, das war Ende der 70er, Anfang der 80er. Günstigere Nachfolgeprodukte wie der Six-Track oder Tom sollten die breitere Masse ansprechen, erreichten jedoch bei Weitem nicht die Qualität und Popularitätswerte, wie ihre Vorgänger.

Auch in der Synthesizerbranche blieb die Entwicklung nicht stehen. Und so hatte Mitte der 80er bereits die Digitaltechnik voll Einzug in die Synthesizerentwicklung gehalten. Ein Umstand, an dem Sequential nicht vorbei konnte. Im Laufe des Jahres ´86 wurde eine neue Prophet-Generation vorgestellt. Der Prophet VS. Dennoch konnte dieses Gerät den Untergang des Unternehmens nicht verhindern. Zwar folgte noch der Stereosampler Prophet 3000, dennoch meldete Sequential 1987 den Konkurs an und wurde von Yamaha übernommen. Dieser Umstand ist sicherlich nicht dem VS zuzuschreiben, denn der Synthesizer hat durchaus die Substanz eines ganz Großen. Doch die Geschichte von Sequential sollte anders verlaufen...

Sequential Prophet VS Logo
Sequential Prophet VS Logo

Zurück zum VS. Die deutsche Zeitschrift "Keyboards" berichtete in der Juni Ausgabe von 1986 ausführlich über das Instrument und war voll des Lobes. Das Lesen des Berichtes sprach sehr mein "Unbedingt -haben-wollen-Gefühl" an. Konnte das Gerät die hohen Erwartungen erfüllen? Auch die Werbelinie von Sequential zeigte bei mir Wirkung. Die Inserate in "Keyboards" und Werbebroschüren trafen genau jene Hirnregionen, welche die leichtfertige Handhabung der Geldtasche ansprechen sollte. Meint da jemand, wir seien nicht von Werbung beeinflussbar? ;-)

Es muss so Anfang 1987 gewesen sein, als ich mich entschied, das Keyboardsetup mit einen Prophet VS zu erweitern. Eine Entscheidung, die aufgrund meiner Finanzkraft und der zu erwartenden Ausgaben heute in etwa dem Neukauf eines Autos gleichkommt. ;-) Nervosität machte sich breit, eine gute Investition zu tätigen. Einzige Bezugsmöglichkeit war ein bekanntes Musikgeschäft im 9. Wiener Bezirk. Also ab dorthin und das Ding einmal antesten. Den Kopfhörer angeschlossen, war nach nur wenigen Minuten klar: dieses Teil musste ich haben. Solche Klänge waren zuvor noch nie in meine Gehörgänge gedrungen.

Als es dann zum konkreten Verkaufsgespräch im Laden kam, wurde schnell offensichtlich, dass sich die Verkäufer ihrer Lage bewusst waren. Sie hatten die exklusiven Vertriebsrechte für Sequential Produkte. Anfragen wurden sehr knapp beantwortet und die üblichen Fragen nach Rabatt, das übliche Verhandlungsprozedere und jene nach Zubehör wurde mit einem Kopfschütteln beantwortet. Schließlich ging es ja nicht um den Wert zweier Batterien die ich hier zu kaufen beabsichtigte.

Vektorstick
Vektorstick

Klar, ich war keine Musikergröße, die sich sonst in diesem Geschäft die Türklinke in die Hand drückte. Dennoch hätte ich mir mehr Beachtung gewünscht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Verkäufer nicht sonderlich an einem Geschäft mit einem Nobody interessiert war und fühlte mich, sicherlich auch mangels Selbstvertrauens, nicht sonderlich betreut, ja fast vorgeführt. Ein Gefühl das ich von anderen Geschäften bisherig nicht kannte. Scheinbar war es nicht Verkaufstrategie, sich um "Kleine" zu kümmern. Dieses unbehagte, unterlegene Gefühl führte dazu, dass dies der einzige Deal diesem in Geschäft bleiben sollte, welche in den Jahren folgenden sollten.

Dennoch wollte ich den Prophet VS, und entgegen meiner negativen Einstellung im Verkaufsambiente, war mir klar: Den VS bekomm ich nur hier. Daher willigte ich den Kaufvertrag ein. In diesem Moment war ich um 42.100 Schilling (ca. 3.060 €)) leichter. Trotz Anzahlung von 25.000 öS dauerte es vier Wochen bis das Musikinstrument lieferbereit war. Aber dann war die Begeisterung groß...

Up

Der erste Blick auf das Gerät

Packt man das gute Ding aus seinem riesigen Karton aus, fällt einem gleich einmal der für den Transport gut in Schaumstoff eingepackte Synthesizer entgegen. Mit seinen etwas mehr als 16 Kilogramm, gehört das Gerät zu den robusteren seiner Sorte. Dafür sorgt schon das Metallchassis, welche die wertvolle Elektronik umhüllt. Seine Tiefe von 40 cm lässt ihn vergleichsweise groß erscheinen. Die knapp 97 cm Länge und 11 cm Höhe sind schon eher als Standard zu bezeichnen.

Programm Select und Hüllkurven
Programm Select und Hüllkurven

Der Synthesizer hat eine schwarze Lackierung mit auf den Weg bekommen. Die Buttons selbst sind ebenfalls in Schwarz gehalten. Sie sind zwar schwer zu erkennen, aber ein Gerät dieser Preisklasse soll ja auch nicht wie ein Gummibärlivertreter aussehen. (Wer erinnert sich noch an die pastellfarbenen Emax Buttons;-) ) Daher kein Minuspunkt. Die Buttongruppen sind jeweils in Gruppierung zusammengefasst und mit einem blauen Balken und weißer Beschriftung schnell zu erkennen. Die Taster selbst sind unterhalb weiß, nicht zu aufdringlich, aber vielleicht etwas zu klein beschriftet. Einzig die Soundauswahlbutton in blau, sowie der Savebutton in rot, durchbrechen das dunkle Design.

Der Prophet VS ist 8-stimmig und besitzt für jede Stimme 4 Oszillatoren. Jeder dieser Oszillatoren kann auf eine der 128 digitalen Wellformen des Synthesizers zurückgreifen. Dann gibt es zur Bearbeitung noch eine Filter, 3 Hüllkurven, 2 LFOs, ausreichend Modulationsmöglichkeiten und einen Arpeggiator, welche wir uns im Detail später anschauen wollen.

Vektorsynthese

Jetzt wird sich der eine oder andere schon längst die Frage gestellt haben, wofür eigentlich das Kürzel VS steht? Es steht für Vektorsynthese. Der Begriff Vektor ist nicht etwa eine Symbiose aus Viktor und Hektor ;-) Die Vektorsynthese ist das eigentliche Highlight und bestimmt maßgeblich die einzigartige Klangcharakteristik des Prophet. Dazu gibt es zwei Vektoren in einem Kreuz angeordnet. Jedes Ende eines Kreuzstriches stellt einen Oszillator dar. Da jedem der 4 Oszillatoren unterschiedlich eine der in Synth 128 digitalen Wellenformen zugeteilt werden kann, ist das Klangverhalten jeden Endes des Kreuzes anders.

Joystick Diagramm
schematische Darstellung Vektorsynthese

Nun lässt sich mit diesem Vektorsystem ganz leicht ein Mischverhältnis der Oszillatoren realisieren (siehe Grafik).

Dieses Festlegung ist im Zeitablauf aber nicht statisch, sondern auch noch per Hüllkurve steuerbar, bzw. kann man direkt über einen Joystick eingreifen. Das kann je nach Unterschiedlichkeit der Wellenformen zu ganz drastischen Klangverläufen führen. Genau diese abstrakten Klangverläufe machen das Gerät, neben der Korg Wavestation, so einzigartig.

Wie erwähnt, hat der Synthesizer 128 digitale Wellenformen in seinem Speicher, deren Qualität und Länge man nicht mit heutigen Samplern oder samplebasierten Synthesizern vergleichen darf. Der VS ist definitiv kein Sampler! Die Wellenformen sind nur Kurzyklen von abstrakten Klangereignissen. Diese reichen aus, um das Gerät äußerst umfangreich und flexibel zu machen. Darüber hinaus können von den 128 Wellenformen, 32 eigene definiert werden und im RAM abgespeichert werden. Dies funktioniert ganz einfach, in dem man ein Mischverhältnis mittels Joystick aus den bestehenden Wellenformen kreiert und abspeichert. Ich habe diese Funktion allerdings nur in meiner Anfangs- und Experimentierphase benutzt. Eigentlich kommt man mit dem Wulst an angebotenen Wellenformen schon zurecht.

Pitchwheel und Modulationsrad
Pitchwheel und Modulationsrad

Der VS hat eine 5-oktaven Tastatur, die vom Spielgefühl wesentlich höher einzuschätzen ist, als alles andere, was ich damals unter den Fingern hatte. Die Tasten sind zwar nicht gewichtet, dennoch ist der Druckpunkt wesentlich schwerer und pianoähnlicher als dies bei Vergleichsprodukten aus dem Zeitraum der Fall ist.

Die Tastatur ist anschlagdynamisch und versteht auch After-Touch Daten, die im Vokabular des VS "Pressure" genannt wird. Werden wir später noch des vollen Lobes über den Synthesizer berichten, muss hier wirklich ein Kritikpunkt des Gerätes angebracht werden. Bei allen Geräten, die ich kennen lernen durfte, hat diese ganz einfach nicht funktioniert. Dies ist kein Zufall. Hierfür ist ein Konstruktionsfehler verantwortlich. Dennoch es ist ärgerlich, wenn ein Gerät eine solche Funktionalität bietet, deren Aufgabe sie dann doch nicht gerecht wird.

Up

Die Oberseite des Synthesizers

Ganze 51 Tippaster, 2 Drehregler, zwei Displays sowie ein Schiebregler und der Joystick bedecken formatfüllend die Gehäuseoberfläche des Synthesizers.

Joystick des Prophet VS
Joystick des Prophet VS

Auffälligstes Merkmal ist links gleich mal der Metalljoystick. Dieser dient zum nuancierten Einstellen des Mischverhältnisses der Wellenformen. Daneben liegen 2 Drehregler. Der untere zur Regelung des Master Volumens und der andere für Einstellung der Balance zwischen Links und Rechts, womit schon mal klar ist, dass das Gerät in Stereo ausgelegt ist. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass mich der rote, nicht zu übersehende Aufkleber über Ausgängen mit der Aufforderung, man möge doch das Gerät im Stereobetrieb betreiben, immer wieder in Verzückung versetzt
;-)

Ein fast schon riesiger Data Entry Regler sitzt direkt unterhalb eines kleinen aber feinen im Hintergrund beleuchteten Displays. Das Display gibt in 2 Zeilen zu je 16 Buchstaben Auskunft über den Status des Synthesizers. Weiters unter dem Display befindet sich der einzelne und fast schon verirrte Enter Button, zum Bestätigen mancher Befehlseingaben.

Unter diesem wiederum befindet sich eine Buttongruppe mit den Kennzeichnungen Edit Waveform, Name, Review und Store. Bis auf den Name Button sind alle Taster mit einem Status LED versehen. Ich glaube die Namen dieser Buttons sprechen für sich.

Sequential Prophet VS
Sequential Prophet VS

Wieder oberhalb und rechts neben dem Display befinden sich die Buttons für die Oszillatorengruppe. Ein Select-Taster zur Auswahl der zu bearbeitenden Oszillatoren A, B, C oder D steht oben an. Darunter die drei Buttons für Wellenform sowie der Grobfrequenz und das Feintuning.

Neben dieser Sektion ist die Filtersektion. Mittels der drei Schalter erlangt man direkten Zugriff auf die Cuttoff Frequenz, die Resonanz und die Hüllkurven Intensität. Etwas darunter kann man den Keyboardmodus einstellen.

Ein zweistelliges, rotes Display gibt Auskunft über die gerade aktivierte Programmnummer. Daneben liegen die blauen Programm Select Schalter zwischen 0 und 9. Schade, dass es zur Auswahl der Sounds keine Bank Hold Funktion oder eine Up Down Taste gibt. So benötigt man zur Soundauswahl immer zwei Tastendrucke.

Ober den Programmnummern befindet sich die komplexen Envelope Group des Synthesizers, mittels dessen sich die umfangreichen Hüllkurveneinstellungen vornehmen lassen. Gleich rechts daneben liegen die drei Schalter, welche den beiden Los zugeordnet sind. Einen Schritt weiter, kommt man zu den zwei Modulationsschaltern mit denen sich einfach aber effektiv die Modulationen einstellen lassen.

Sequential Prophet VS
Sequential Prophet VS

Der rechte Teil der Synthesizeroberfläche besteht aus der Sektion Voice Controll mit vier Schaltern, dem Chorus mit drei Tasten, der umfangreiche Arpeggiator mit drei Druckschaltern, sowie den Midi- und die Pitchbereich mit jeweils zwei Schaltern. Ganz rechts am Gerät befindet sich noch der Cartrige Slot, sowie ein Aufdruck der Routingmöglichkeiten der Matrix Modulation.

Das Gerät ist sehr aufgeräumt, und man findet sich sehr schnell mit den Parametern zurecht. Viele Funktionen sind direkt durch Drücken der Schalter aufrufbar. Nur wenn es weiter in die Tiefe geht, wie z.B. bei den Envelopes oder dem Arpeggiator, muss eine Taste öfter gedrückt werden um so die nächste "Seite" der Funktion aufzurufen. LEDs im Keyboard Modus, Arpeggiator und im Chorus tragen ebenfalls zur besseren Übersicht bei.

Grundsätzlich ist das Gerät sehr stabil gebaut. Nur die Schalter und Buttons sinken bei Betätigen ins Gehäuse ein und geben ein wenig nach. Und zwar bei allen Probanden, die ich unter den Fingern hatte. Dadurch ergibt sich ein "billiger" Eindruck. Die Schalter lassen sich zwar gut bedienen, aber trotzdem müsste dies nicht sein. Virtual Music hat eine Methode gefunden, diesem Zustand Abhilfe zu schaffen. Sie bieten eine mechanische Modifikation an, die diesen Umstand behebt. Ich habe beides probiert - es ist kein Vergleich - mehr Infos unter "Service"

Up

Was tut sich hinten so?

Rückseite des Prophet VS
Rückseite des Prophet VS

Die Rückseite des Prophet ist einfach, aber ausreichend ausgestattet. Die Stromzufuhr erhält er über Kaltgeräte-Netzstecker. Natürlich gibt es einen eigenen Netzschalter. Daneben hat der Anwender die Möglichkeit, mittels eines Switchers zwischen 110V und 220V umzuschalten.

Eine Sicherung ist ebenfalls über die Rückseite zugänglich. Zwei Fußschalter können in Klinkenformat angeschlossen werden. Klar kommuniziert das Musikinstrument über die fast schon obligatorischen 3 Midi Buchsen mit der Außenwelt. Wobei die Thrubuchse mittels eines Schalters zu einem zweiten Out Ausgang umgeschaltet werden kann. Ich hab's nie benötigt, wer aber mit dem VS zwei Geräte ansteuern möchte, kann dies damit leicht bewerkstelligen.

Der Klang selbst verlässt über einen Stereo Ausgang (2 Klinkenbuchsen) den Synthesizer. Dieser kann natürlich auch Mono (nur die rechte Buchse) betrieben werden bzw. ist die rechte Buchse auch in Stereo ausgelegt, sodass hier ein Kopfhörer angesteckt werden kann.

Up

Im Inneren des Propheten

Prophet VS Diagramm

Oszillatoren

Oszillatoren Gruppe
Oszillatoren Gruppe

Beginnen wir bei der Analyse des Gerätes mit dem Grundbaustein eines Synthesizers. Dem Oszillator. Der Prophet bietet 4 Osz pro Stimme. Ergo ergibt das 8 Stimmen mal 4 -demnach 32 Oszillatoren. Jedem diese Oszillatoren kann mittels der Wave# Taste eine eigene aus dem Fundus der 128 im Speicher abgelegten Wellenformen zugeordnet werden. Um zwischen den 4 Oszillatoren A, B, C und D umzuschalten, muss der Select Taster benutzt werden. Die Auswahl der Wellenform wird im Display numerisch angegeben und mittels des Data Entry Regler ausgewählt.

Leider gibt es in der Bedienungsanleitung keine komplette Übersicht der Wellenformen oder deren Beschreibung, die zumindest am Anfang hilfreich sein könnte. Es gibt nur einen kleinen Auszug, der versucht, die Charakteristik der Wellenformen zu definieren. Ganz klare Favoriten sind die Wellenformen 32 als Sinus, 33 als Sägezahn und 34 als Rechteckform, welche in klassischen analogen Synthesizern verwendet werden. Damit ist der VS auch in der Lage, analoge Sound zu emulieren - und wie!

Edit Wellenform
Edit Wellenform

Meist muss man sich bei der Auswahl mehr auf sein Ohr verlassen, als auf einer trockenen Liste Bezeichnungen zu suchen. Irgendwie gewöhnt man sich an diese Art des Programmierens. Nach einer gewissen Zeit wollte ich diese intuitive Art gar nicht mehr ändern. Schnell war die fehlende Liste vergessen.

Die Wellenformen können mittels der Schalter Coarse Freq und Fine Freq in 2 Oktaven in Ganztonschritten eingestellt und dann natürlich auch fein verstimmt werden, um Schwebungen zu erzeugen. Die Auswahl von A, B, C oder D erfolgt hier ebenfalls über den Select Schalter.

Filter

Hüllkurve
Hüllkurve

Der Tiefpassfilter ist einfach, aber effektiv aufgebaut. Drei Schalter regeln die Cutoff Frequenz, die Resonanz und letztendlich die Stärke des Hüllkurveneinflusses. Natürlich sind weitere Filtermodulationen möglich. Diese werden in der Modulation Sektion eingestellt.

Für mich klingt der Filter wirklich angenehm und mittels des Data Entry Regler kann man auch durchaus nuanciert während des direkten Spiels in den Filter eingreifen. Aufpassen sollte man aber dabei vor Pegelsprüngen. Sollte der Regler an einer anderen Position sein, als sich der Wert befindet, kann es durchaus zu sehr ungewollten Filtereffekten kommen.

Hüllkurven

Envelope Diagramm
Shema der Hüllkurven

Die Hüllkurven des VS sind schon etwas Besonderes. Er gibt drei Envelope Groups. Einen Mixer Envelope, der für die Wellenform Mischung zuständig ist, einen eigenen Filter und die Verstärker Hüllkurve, wie wir sie von vielen anderen Synthesizern her auch kennen.

Die Auswahl, welche Hüllkurve gerade bearbeitet wird, erhält man mit dem Select Taster. Die Auswahl des zu bearbeitenden Punkt wird mir der Select Point Taste erledigt. Nun kann man für fast jeden Punkt spezifisch die Rate (wie schnell) oder den Level (und wohin) verändern. Als Eingabemedium dient der Data Entry Regler. Um in der Hüllkurve zu navigieren, muss man aber öfters die entsprechenden Taster drücken und aktivieren. Um schnell eine Hüllkurve zu verändern, bedarf es schon mal ein paar Taster zu drücken.

Mixer Hüllkurve und Vektor Synthese

Joystick Diagramm
Schema der Vektorsynthese

In der Mixer Hüllkurve wird das eigentliche Verhältnis zwischen den Wellenformen definiert. Also hier kommt die Vektor Synthese voll zum Tragen. Über Rate wird die Geschwindigkeit zwischen den Punkten eingestellt. Mit der Level Taste stell man das Mischverhältnis ein und zwar mit dem Joystick. Dem Herzstück, der Mixer Hüllkurve. Das Display gibt während des Herumfummelns prozentuell Auskunft über die Verteilung der Wellenformen.

Filter Hüllkurve:
Point 0 definiert über den Level die Ausgangseinstellung des Filters. Ansonsten ist von Point 1 - 4 sowohl die Rate als auch der Level einstellbar.

Verstärker Hüllkurve:
Wieder wird bei Point 0 über Level die Lautstärke am Beginn definiert. Point 1 bis 3 lassen dann jeweils eine Rate- und eine Leveleinstellung zu. Sinnigerweise gibt es bei Point 4 nur mehr eine Rate und bestimmt damit die Ausklangslänge bis zum Verstummen. Die Rates sind so nuanciert einstellbar, dass wirklich alle erdenklichen Hüllkurven erstellbar sind.

Loop

Loop Diagramm
Loop Funktionen des Prophet VS

Ziemlich neu war damals auch diese Funktion innerhalb der Hüllkurve. So kann man selbst mittels der Loop Taste entscheiden, ob eine Schleife zwischen Punkt 3 und 2, 3 und 1 und 3 und 0 laufen soll.

Die Richtung des Loops ist sowohl nur vorwärts, also z.B. mit dem Verlauf 1-3,1-3, 1-3..., als auch hin und zurück z.B. 2-3,3-2,2-3,3-2... einstellbar. Die Wiederholung dieser Loopfunktion ist über die Repeat Taste justierbar und zwar in den Werten zwischen 1 und 7, sowie unendlich.

Die Hüllkurven des VS sind wirklich flexibel und ermöglichen außergewöhnliche Verläufe. Vor allem auch mit der ungewöhnlichen Mixer-Hüllkurve entstehen wirklich abartige Klänge.

Hüllkurven Gruppe
Hüllkurven Gruppe

Diese Komplexität hat natürlich auch ihren Preis. Obwohl ich ein Grundverständnis von den ADSR Hüllkurven mitbrachte, habe ich ein wenig Zeit gebraucht, mich zurecht zu finden. Vor allem mit dem Systems des Umschalten zwischen den 3 Hüllkurven.

Sehr oft habe ich mich ertappt, die falsche Envelope zu verändern. Hat man einmal mit der Point Select Taste einen Schritt zu weit getippt, muss man wieder alles durchsteppen. Zu Beginn hab ich oft auch nicht gewusst, ob nun die Rate oder der Level zu verändern ist. Recht einfach erwies sich aber das Verständnis für die Loop Funktion. Wie gesagt, dadurch, dass die Hüllkurven recht komplex sind, kann man ein direktes Umlegen des ADSR Hüllkurven von anderen Synthesizern nicht machen. Nach einiger Eingewöhnungszeit hat man auch die Funktionsweise der Hüllkurven schnell im Griff.

Leider finden die Hüllkurven in der Matrix Modulation kaum Verwendung (Ausnahme: Filter Env auf die Frequenz und das Panorama). Dies hätte zu bedeutend schrägeren Ergebnissen geführt hätte. Aber wie beschrieben, sind die Hüllkurven auch so gewaltig genug.


LFO

Der VS besitzt zwei LFOs, die identisch aufgebaut sind. Die Einstellung ist, im Gegensatz zur Hüllkurve, sehr einfach und flott erledigt. Über Select Taster wählt man aus, welche der beiden man bearbeiten möchte.

Mit der Shape Taste kann man zwischen die LFO Wellenformen Dreieck, Rechteck, absteigender - und aufsteigender Sägezahn, sowie einer Zufallswellenform auswählen. Die Rate Taste bestimmt zwischen den Werten 0 und 99 die Geschwindigkeit des LFO.

Der LFO ist langsam genug, um schwebende Sounds zu erzeugen und schnell genug, um Effekte zu kreieren. Trotzdem könnten die Los noch ein wenig schneller sein. Zur Selbstmodulation reichen sie nicht aus. Wohin die LFOs wirken, wird wieder über die Matrix Modulation eingestellt.


Modulation

Modulationsmatrix
Modulationsmatrix

Die Modulationssektion des VS trägt zweifelsohne zur Erweiterung der Klangmöglichkeiten bei. Sie ist jedoch nicht so umfangreich, wie die eines Oberheim Matrix 6. Sieben Modulationsquellen stehen sieben Modulationszielen gegenüber, wobei nicht alle alles modulieren können. Eine Übersicht der Möglichkeiten gibt ein Aufdruck auf der rechten Seite des Gerätes.

Die Bedienung ist erdenklich einfach. Mittels der Source Select Taste wählt man die Quelle aus. Mit dem Dato Entry Regler stellt man die Intensität der Modulation ein. Mit der Dest Source Taste kann man nun anschließend bestimmen, ob das Ziel ein- oder ausgeschalten wird. Das heißt, der Modulationswert einer Zeile kann nur einmal eingestellt werden. z. B. kann LFO 1 nur mit ein und derselben Intensität die Modulationen für seine Ziele Frequenz, Filter u.s.w vornehmen.

Als Modulationsquellen dienen: LFO 1, LFO2, After Touch, die Anschlagdynamik, Tastatur, Filter Hüllkurve und das Modulationsrad. Als Ziele dienen: Frequenz der Oszillatoren, Filter, Wellenformen Mix, LFO, Verstärker, Panorama und der Chorus. Die nachfolgende Grafik soll einen Überblick über die möglichen Modulationen geben.

Source

Freq

Filter

Mix

LFO 1

LFO 2

Amp

Pan

Chorus

LFO 1
A,B,C or D
Filter
A-C, B-D
-
Amount, Rate
-
Pan
-
LFO 2
A,B,C or D
Filter
A-C, B-D
Amount, Rate
--
-
Pan
-
Pressure
A,B,C or D
Filter
A-C, B-D
Amount, Rate
Amount, Rate
Volume
Pan
Rate, Depth
Velocity
-
Env Depth
A-C, B-D
-
-
Env Depth
Pan
-
Keyboard
-
Filter
A-C, B-D
-
-
-
Pan
-
Filter Env
All 4 Osc
-
-
-
-
-
Pan
-
Mod Wheel
-
-
-
Amount
Amount
-
-
Depth

Arpeggiator

Der Arpeggiator des VS ist ein wirklich ausgefuchstes Werkzeug. Drei Taster stehen hierfür zur Verfügung. On/Off Rate schaltet den ARP ein und man regelt mittels des Data Entry Regler die Geschwindigkeit. Dreht man die Geschwindigkeit quasi auf 0, so schaltet man in den externen Syncronisationsmodus. Hiermit lässt sich die Geschwindigkeit sich ganz einfach auch dem Midisystem anpassen.

Die Latch/Transpose Taste dient, wie der Name schon sagt, um die Arpeggios in ihrer Tonhöhe zu transponieren.

Ins Eingemachte des Arpeggiators kommt über die Option Select Taste. Durch mehrmaliges drücken, kann man die verschiedenen Menüs aufrufen und einstellen. Der Reihenfolge nach:

Arpeggiator
Arpeggiator

Mode: Hier kann man einstellen, in wie weit sich das Arpeggio im Verhältnis zu den Händen auf der Tastatur verhält. Normal heißt, so lange ich die Tasten drücke, so lange höre ich das Arpeggio. Auto Latch bedeutet, das Arpeggio fügt so lange Tone hinzu, solange ich Tasten halte, auch wenn dies nur eine ist. Lösen wir uns komplett von der Tastatur, wird ein neue Figur gebildet. Extended Mode addiert alle Tasten die man drückt, wobei hier auch mal alle Finger die Tastatur verlassen können.

Der Scan bestimmt die Spielrichtung, in die die Notenfigur lauft- Also da gibt es mal rauf, runter, rauf und runter (was durch die Doppelung der untersten und obersten Note eine andere Figur ergibt). Assing bedeutet, das Arpeggio klingt in der Reihenfolge der gedrückten Tasten. Reverse, die Umkehrung von Assing und Random, führt zu einer zufälligen Notenwiedergabe.

Im Octaven Menü kann man sich entscheiden, die Sequenz zwischen 1 und 4 Oktaven zu spielen. In Repeats kann eingestellt werden, wie oft das Arpeggio repetiert werden soll. Dies ist ebenfalls einstellbar zwischen 1 und 4. Auch die Split Möglichkeit kann man sich zunutze machen. So sind zwei Figuren auf unterschiedlichen Sounds möglich. Wer das will, muss also in dieses Menü auf Dual schalten. Ansonsten kann man die Sequenz ungeachtet des Split Punktes auch nur für den linken oder den rechten Sound aktivieren. Im Voicing kann man das Arpeggio auch auf Mono umschalten, was meist zu einem Abschneiden der Release Phase führt. Über die Velocity kann man einstellen, ob auch die Anschlagdynamik auf das Arpeggio wirken soll. Die Layer Funktion ermöglicht es, über eine "eingefrorne" Sequenz noch eine zweite Figur zu spielen. Über die Funktion Rests kann man, mittels des hohen C auf der Tastatur, leere Noten einfügen. Damit sind abwechslungsreiche Figuren möglich. Zum Abschluss kann man noch den Clock/Step einstellen.

Wow, eine ganze Menge für einen "einfachen" Arpeggiator! Also, mit dem lassen sich wirklich abgefahrene Sachen machen! Wir haben auf der "Wittek Live" CD und der Nummer "Asteroids" die Layer und Double Funktionen des Arpeggiators intensiv zum Einsatz gebracht und viel Spaß damit gehabt.

Ein kleiner Hinweis über das Betriebssystem und dem Arpeggiator: in der Version 1.1 werden neu gedrückte Tasten in die Rhythmusfigur der Sequenz gedrängt. D.h. es kommt zu keiner Unterbrechung der Figur. Beim nächsten Durchlauf wird der Tastedruck einfach in time gespielt. Bei der Version 1.2 wird bei jedem Tastendruck das Arpegiotiming neu getriggert. Das verlangt exaktes Spielen, will es nicht gehört werden. Also mir gefällt die erste Version besser, das Sie musikerfreundlich ist, vor allem für so schlampige Spieler wie mich ;-) Wer also auf einen anwenderfreundliches Arpeggiator Wert legt, sollte das Betriebssystem 1.1. wählen.

Chorus

Der Chorus ist einfach, aber effektiv. Chorus Right und Chorus Left Schalter mit integriertem LED schalten jeweils rechts und links den Effekt ein. Mittels des Rate/Depth Schalter kann man Geschwindigkeit und die Intensität einstellen. Das war´s schon.

Der Chorus ist zwar kein Überding, aber er macht den Sound des VS schon voller. Er arbeitet fein. Sein Rauschen hält sich in Grenzen.

Keyboard Mode /Voice Controll

Keyboard Mode
Keyboard Mode

Im Keyboard Modus kann man den Tastatur Modus einstellen. Der VS kann im Double Modus oder im Split Modus betrieben werden. Durch den Split und Double Schalter wird der jeweilige Modus aktiviert und ausgeschalten. Der Split Punkt ist ganz leicht, durch Drücken des Split Schalter bei gleichzeitigen Drücken einer Taste am Keyboard, veränderbar.

Mittels des Link Select Tasters kann die Soundauswahl des zweiten Klanges verändert werden. Durch weiters Drücken des Link Select Tasters kann man den zweiten Sound verstimmen, und dann noch verzögert zum Einsatz bringen. So sind Delays möglich und es lässt sich sehr leicht der Sound breiter machen.

Diese Einstellungen im Keyboard Mode werden mit dem Klagprogramm mitgespeichert. Natürlich verweist man in diesem Modus auf einen anderen Sounds im Gerät. Verändert man nun einen Klang, der irgendwo verlinkt ist, verändert man damit automatisch alle verbundenen Double und Splitsounds.

Der Keyboard Mode ist ansonsten wirklich leicht zu durchschauen und nach dreimal Klicken hat man die Systematik heraus.

Natürlich ist der VS im Split und Double Modus nur mehr vierstimmig spielbar. Beiden Sounds können unterschiedliche Midikanäle zugeordnet werden. Diese Einstellungen werden jedoch in der Midisektion vorgenommen.

Voice Controll
Voice Controll

Die Voice Controll ist schnell erklärt: Erstens kann man mittels Unsison/Detune auf monophonen Betrieb umschalten und in 7 Stufen die Stimmen gegeneinander verstimmen. Da geht die Post ab. Mit der Glide Funktion kann man zwischen den Werten 0 und 99 ein Portamento einschalten. Das klangliche Ergebnis ist ein Hin- und Herrutschen der Tonhöhe zwischen den gedrückten Tasten. Drücke also zuerst ein C4 und dann ein C2, rutscht der Ton von oben nach unten. Das ganze geht umgekehrt auch. Je höher der Wert eingestellt ist, desto länger benötigt der "Rutscheffekt". Mittels der Taste Voice Pan kann man jede einzelne Stimme im Panorama verteilen. Bei jedem Drücken des Voice Schalters, wird eine Stimme aufgerufen. Data Entry Regler herum schieben. Und schon hat man ein breites Panorama Bild. Allerdings entspricht das Panoramaverhalten nicht immer den Spielerwartungen, da man nie genau weiß, welche Taste welcher Stimme zugeordnet wird. Es bleibt also ein Zufallsverhalten. Mittels der Programm Volume Taste kann man mit jedem Sound ein eigenes Gesamtvolumen mitspeichern.

Midi

Die Midimöglichkeiten des Prophet VS waren für seine Zeit wirklich umfangreich. Mittels des Channel L/R Taste lassen sich separate Kanäle für die Split und Double Sounds einstellen. Auch ein eigener Midikanal für den Arpeggiator ist einstellbar.

Für die Funktionalitäten Modulations-Räder, Programm Wechsel, Aftertouch, Joystick, allgemeine Midiparameter ist jeweils der Status einstellbar: keine Mididatenverwertung, nur senden, nur empfangen oder senden und empfangen.

Über den Overflow können mehrere VS zu einem mehrstimmigen Synthesizer zusammengefasst werden. (Hat das jemals jemand gemacht?) Natürlich können auch Programm- und Wellenform Daten über System Exklusiv übertragen werden. Das führt soweit, dass sogar kleine Fuzeln von Wellenformen aus einem Sampler in den VS mittels Sample Dump Standard übertragen werden können. Ich muss aber gestehen, dass ich diese Funktion niemals auf ihre Praktikabilität überprüft habe.

In einem späteren Update war auch eine Local/On und Off möglich. Dies ermöglicht die Trennung der Tastatur von der internen Tonerzeugung des VS, und es ansteuern eines externen Synthesizers.

Zufallsklang - ist das möglich?

Sequential Prophet VS
Sequential Prophet VS

Der Prophet bietet eine Funktion, die einfach und zudem grenzgenial ist: die Erstellung von Sound per Zufall. Hält man die Enter Taste und den Programm Select Schalter 2 gleichzeitig gedrückt, generiert das Gerät einen Zufallssound. Die damit erstellten Klänge sind meistens disharmonisch, abstrakt und unvorhersehbar. Das Ergebnis ist jedoch eines, welches im Kopf niemals vorstellbar oder konstruierbar wäre.

Mit wenigen Korrekturen und ein paar Handgriffen kommt es so zu einem unerschöpflichen Fundus an verschiedenen Klängen. Diese Funktion zeigt auch herrlich die klangliche Bandbreite des Prophet VS. Ich kenne diese Funktion eigentlich nur noch von Waldorfs Pulse. Ich bin zwar kein Techniker, aber so schwer dürfte diese Funktion wohl nicht zu implementieren sein. Schade, denn der Zufallsgenerator würde auch anderen Synthesizern sicherlich gut zu Gesicht stehen.

Service des VS

Wer mit seinem VS Probleme hat, braucht nicht unglücklich sein. Die Firma Virtual Music bietet für den Prophet einige Services an. Zum Einen gibt es da die mechanische Modifikation, die ein angenehmeres Bediengefühl mit den Schaltern vermittelt und das Gehäuse insgesamt stabiler macht. Außerdem wird von Virtual Music das Betriebssystem 1.2, sowie Ersatz für kaputt gewordene Knöpfe und Regler angeboten. Sollte die Hintergrundbeleuchtung des VS seinen Geist ausgegeben haben, so kann man hier eine Ersatzfolie bestellen. Weitere Infos unter:

http://members.aon.at/virtual-music

 

Up

Höre des Propheten Stimme

Versuchen wir doch einmal den "Das-Ding-war-teuer-deshalb-muss-es-toll-sein-Faktor" beiseite zu lassen, was bei emotionaler Begeisterung sicher schwierig ist. Dennoch.

Sequential Prophet VS
Sequential Prophet VS

Der Prophet klingt wirklich einzigartig und einfach gut. Er ist einer der - wenn nicht DER - vielseitigste Synthesizer, den ich kenne. Das Klangpotential ist einfach ernorm. Typische, analoge Wärme, wie sie durchaus auch von einem fünfer Prophet stammen könnte, ist durch die ausgezeichneten Filter genauso möglich, wie digitale Klänge, wie wir sie vom DX 7 oder gar von den PPGs her kennen. Die Vektor Synthese und die Hüllkurven ermöglichen Klangcollagen, wie sie bei keinem anderen Gerät möglich sind. In diesem Zusammenhang seien auch die Alaisingartefakte im unteren Bereich zu erwähnen, die genau jenes "harte" PPG Feeling aufkommen lassen. Also ich mag dieses Röcheln. Überhaupt kann der Prophet eine gewisse klangliche "Verwandtschaft" zum PPG nicht leugnen. Wenn das nicht eine Referenz ist?

Einer unbestätigten Geschichte zufolge, haben Sequentials Entwickler sich den PPG als "Vorlage" und zur Spionage besorgt. Sie wollten einen Synthesizer erschaffen, der das gesamte Klangreservoir der Gruppe FIXX wieder geben sollte. FIXX setzten in den 80er, sicherlich auch beeinflusst von dem Produzenten Rupert Hine, spektakulär den PPG ein. Andererseits verwendeten sie aber auch analoge Sounds. Die Wavetable Architektur des PPG war zu kompliziert. So entstand die Vektor Synthese und eine klangliche Symbiose aus digitaler Härte und analoger Sounds.

Sequential Prophet VS
Sequential Prophet VS

Während später Korgs Wavestation mit ähnlichem Prinzip braver, homogener und dezenter ins Klanggeschehen eingreift, vermag der Prophet eine wesentlich rauere Gangart einzuschlagen. Es sei aber auch erwähnt, dass der VS nicht in der Lage ist die von der Wavestation bekannten Wavesequenzen "di-pon-ding" zu erzeugen.

Der Prophet VS ist ein richtiger Synthesizer, mit dem es Spaß macht in den Sound einzugreifen. Dazu tragt auch die toll gelöste Bedienungsoberfläche bei. Er verbindet eine digitale abgefahrene Klangerzeugung mit, analogen resonanzfähigen Filtern, einer gut bedienbaren Benutzeroberfläche, ausreichend Modulationsmöglichkeiten, ungewöhnliche Stereoeingriffen, einem integrierten Chorus und einen ausgefuchsten Arpeggiator. Er prälliert in allen Lagen. Was will das Herz eines Synthiasten mehr? Und dann noch der Zufallsgenerator, der im Nu Sounds erzeugt, die man sich nicht man in den dunkelsten Horrorfilmen vorstellen könnte.

Wer den Synthesizer hören möchte, sollte mal genauer in Grönemeyers Produktion "Ö" reinhören. Dort hat sich der eine oder andere Prophet Sound versteckt. Auch in France Gall Song "Ella Elle L'a" wird der typische VS Chor (Nr.11) eingesetzt. Oh, ich liebe diesen Sound! Auch Whitesnake liesen es nicht nehmen auf dem Album 1987 bei dem Titel "Herer I go again 87" den VS Chor zu verwenden. Auch die Prog-Rocker Rush machten auf ihrer "Hold your fire" Produktion ausgiebig gebrauch vom VS. Beim ersten Song "Force Ten" sind wieder die Chöre zu hören. Auf Rupert Hines Thinkman "Hard Hat Zone" kann man auf dem Titel "November Whale" die diffizile Soundcollage vom VS entnehmen

Interessanterweise habe ich kaum Musiker gefunden die sich mit dem VS ablichten ließen. Da sind mir Musikerfotos mit Jupiter 8, DX 7, oder Korg's M1, aber auch dem Prophet 5, mehr in Erinnerung. Einzig auf einer Videokassette von "Icehouse", aus dem Jahre 1989, wird der VS exzessiv zum Einsatz gebracht. Kennt ihr Berühmtheiten, die sich mit dem Gerät zeigen ließen?

Sequential Prophet VS
Sequential Prophet VS

Wie mir unlängst mitgeteilt wurde, kann man auch Vince Clark auf dem Video "Live at the seaside" mit dem VS bewundern. Unlängst habe ich auch die DVD "Serious Hits Live" von Phil Collins aus den Anfang der 90er gesehen, und auch hier unterstütze der Keyboarder die Band mit einem Prophet VS. Also ganz so wenige waren es dann doch nicht.

Wer eine Gerät sucht, der über das Übliche hinausgeht, der kann mit dem VS nichts falsch machen. Attribute wie Streicher, Bläser, Piano und dergleichen wären dem Gerät fast eine Beleidigung, obgleich das natürlich auch alles machbar ist. Abgefahrene Flächensounds, moduliert durch die Vektoren, knallharte Sequenzersounds, weiche Leadsounds - es gibt kaum etwas, das nicht realisierbar wäre, und das fast immer in guter Qualität. Natürlich ist der Prophet VS keine "PCM" Kiste, und vermag den typischen Natursound-Imitat-Synthesizer der heutigen Synthesizergeneration nicht das Wasser zu reichen. Das soll er aber auch nicht.

Ich habe den VS so gut wie in jeder Produktion, angefangen von der "Neue Welten", bis hin zur letzten "Danger in dream", eingesetzt. Er ist heute noch fixer Bestandteil des Studios. Dieser Synthesizer wäre einer der letzten Geräte die ich aus dem Studiobereich verbannen würde. Aber Gott sein Dank stehe ich nicht vor dieser Entscheidung. ;-)

Robert Wittek
Robert Wittek

Wer noch zusätzlichen Lesestoff über den Prophet VS und Sequential sucht, sollte sich die Keyboards Ausgaben 06/86 Testbericht, 03/95 Synthesizer von gestern, sowie 08/01 bzw. 09/01 "The J-Files" zu Gemüte ziehen.

Autor: Robert Wittek
Jänner 2004

Dank für das Redigieren an Cornelia Bübl

PS: Sollte noch jemand die Juni Ausgabe 1986 der Keyboards Zeitung besitzen und nicht wissen, was er damit tun soll, her damit. Habe diese Ausgabe seinerzeit einmal einen Musikerkollegen geborgt, na ja und richtig erraten - nie wieder gesehen. Traurigerweise ist dies die einzige Keyboard Ausgabe, die mir seitdem fehlt und ich würde mich sehr freuen, die Sammlung mit diesem einzigen Heft wieder Vervollständigen zu können. Ich danke bereits im Voraus. ;-)

Up
Audio Workshop Prophet VS zum download

Dowload Audifile MP3 11.70 MB Audiolänge: 21.15 min

Aufgrund der Vielseitigkeit des VS, ist der Audio Workshop länger ausgefallen, als geplant. Bei den Aufnahmen zum Workshop entstand so viel Audio Material, dass dieser durchaus auch eine Stunde hätte dauern können. Bei so viel Spaß bei der Erstellung, fiel die Selektierung wirklich schwer. Vor allem die Zufallsounds am Ende des Workshops geben Auskunft über die klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes.

Die Audiofiles haben aufgrund der Datenkomprimierung leichte Klangeinbußen. Die Verringerung der Klangqualität dient Ihnen zur kürzeren Downloadzeit. Alle Soundbeispiele wurden ausschließlich mit dem Sequential Prophet VS erzeugt. Delay und Reverb kamen ebenfalls zum Einsatz.

Bedienungsanleitung zum download

Manual Sequential Prophet VS