"The
long way home" oder "ein Prophet in den eigenen
vier Wänden"
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Sequential
Prophet VS
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1986. Der amerikanische Synthesizerhersteller
Sequential war in der Keyboardszene längst ein Begriff.
Seit dem legendären Prophet 5 war diese Firma für
gut klingende, analoge Geräte bekannt. Unzählige
Schallplatten Anfang der 80'er (jaja damals gab es die kleinen,
runden silbernen Scheiben noch nicht), wie jene von Phil Collins,
Peter Gabriel, Kim Carnes und vielen anderen zeigten von der
klanglichen Qualität des nicht gerade billigen Prophet
5. Nun, das war Ende der 70er, Anfang der 80er. Günstigere
Nachfolgeprodukte wie der Six-Track oder Tom sollten die breitere
Masse ansprechen, erreichten jedoch bei Weitem nicht die Qualität
und Popularitätswerte, wie ihre Vorgänger.
Auch in der Synthesizerbranche
blieb die Entwicklung nicht stehen. Und so hatte Mitte der
80er bereits die Digitaltechnik voll Einzug in die Synthesizerentwicklung
gehalten. Ein Umstand, an dem Sequential nicht vorbei konnte.
Im Laufe des Jahres ´86 wurde eine neue Prophet-Generation
vorgestellt. Der Prophet VS. Dennoch konnte dieses Gerät
den Untergang des Unternehmens nicht verhindern. Zwar folgte
noch der Stereosampler Prophet 3000, dennoch meldete Sequential
1987 den Konkurs an und wurde von Yamaha übernommen.
Dieser Umstand ist sicherlich nicht dem VS zuzuschreiben,
denn der Synthesizer hat durchaus die Substanz eines ganz
Großen. Doch die Geschichte von Sequential sollte anders
verlaufen...
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Sequential
Prophet VS Logo
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Zurück zum VS. Die deutsche
Zeitschrift "Keyboards" berichtete in der Juni Ausgabe
von 1986 ausführlich über das Instrument und war
voll des Lobes. Das Lesen des Berichtes sprach sehr mein "Unbedingt
-haben-wollen-Gefühl" an. Konnte das Gerät
die hohen Erwartungen erfüllen? Auch die Werbelinie von
Sequential zeigte bei mir Wirkung. Die Inserate in "Keyboards"
und Werbebroschüren trafen genau jene Hirnregionen, welche
die leichtfertige Handhabung der Geldtasche ansprechen sollte.
Meint da jemand, wir seien nicht von Werbung beeinflussbar?
;-)
Es muss so Anfang 1987 gewesen
sein, als ich mich entschied, das Keyboardsetup mit einen
Prophet VS zu erweitern. Eine Entscheidung, die aufgrund meiner
Finanzkraft und der zu erwartenden Ausgaben heute in etwa
dem Neukauf eines Autos gleichkommt. ;-) Nervosität machte
sich breit, eine gute Investition zu tätigen. Einzige
Bezugsmöglichkeit war ein bekanntes Musikgeschäft
im 9. Wiener Bezirk. Also ab dorthin und das Ding einmal antesten.
Den Kopfhörer angeschlossen, war nach nur wenigen Minuten
klar: dieses Teil musste ich haben. Solche Klänge waren
zuvor noch nie in meine Gehörgänge gedrungen.
Als es dann zum konkreten Verkaufsgespräch
im Laden kam, wurde schnell offensichtlich, dass sich die
Verkäufer ihrer Lage bewusst waren. Sie hatten die exklusiven
Vertriebsrechte für Sequential Produkte. Anfragen wurden
sehr knapp beantwortet und die üblichen Fragen nach Rabatt,
das übliche Verhandlungsprozedere und jene nach Zubehör
wurde mit einem Kopfschütteln beantwortet. Schließlich
ging es ja nicht um den Wert zweier Batterien die ich hier
zu kaufen beabsichtigte.
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Vektorstick
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Klar, ich war keine Musikergröße,
die sich sonst in diesem Geschäft die Türklinke
in die Hand drückte. Dennoch hätte ich mir mehr
Beachtung gewünscht. Irgendwie hatte ich das Gefühl,
dass der Verkäufer nicht sonderlich an einem Geschäft
mit einem Nobody interessiert war und fühlte mich, sicherlich
auch mangels Selbstvertrauens, nicht sonderlich betreut, ja
fast vorgeführt. Ein Gefühl das ich von anderen
Geschäften bisherig nicht kannte. Scheinbar war es nicht
Verkaufstrategie, sich um "Kleine" zu kümmern.
Dieses unbehagte, unterlegene Gefühl führte dazu,
dass dies der einzige Deal diesem in Geschäft bleiben
sollte, welche in den Jahren folgenden sollten.
Dennoch wollte ich den Prophet
VS, und entgegen meiner negativen Einstellung im Verkaufsambiente,
war mir klar: Den VS bekomm ich nur hier. Daher willigte ich
den Kaufvertrag ein. In diesem Moment war ich um 42.100 Schilling
(ca. 3.060 €)) leichter. Trotz Anzahlung von 25.000 öS
dauerte es vier Wochen bis das Musikinstrument lieferbereit
war. Aber dann war die Begeisterung groß...
Der
erste Blick auf das Gerät
Packt man das gute Ding aus
seinem riesigen Karton aus, fällt einem gleich einmal
der für den Transport gut in Schaumstoff eingepackte
Synthesizer entgegen. Mit seinen etwas mehr als 16 Kilogramm,
gehört das Gerät zu den robusteren seiner Sorte.
Dafür sorgt schon das Metallchassis, welche die wertvolle
Elektronik umhüllt. Seine Tiefe von 40 cm lässt
ihn vergleichsweise groß erscheinen. Die knapp 97 cm
Länge und 11 cm Höhe sind schon eher als Standard
zu bezeichnen.
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Programm
Select und Hüllkurven
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Der Synthesizer hat eine schwarze
Lackierung mit auf den Weg bekommen. Die Buttons selbst sind
ebenfalls in Schwarz gehalten. Sie sind zwar schwer zu erkennen,
aber ein Gerät dieser Preisklasse soll ja auch nicht
wie ein Gummibärlivertreter aussehen. (Wer erinnert sich
noch an die pastellfarbenen Emax Buttons;-) ) Daher kein Minuspunkt.
Die Buttongruppen sind jeweils in Gruppierung zusammengefasst
und mit einem blauen Balken und weißer Beschriftung
schnell zu erkennen. Die Taster selbst sind unterhalb weiß,
nicht zu aufdringlich, aber vielleicht etwas zu klein beschriftet.
Einzig die Soundauswahlbutton in blau, sowie der Savebutton
in rot, durchbrechen das dunkle Design.
Der Prophet VS ist 8-stimmig
und besitzt für jede Stimme 4 Oszillatoren. Jeder
dieser Oszillatoren kann auf eine der 128 digitalen Wellformen
des Synthesizers zurückgreifen. Dann gibt es zur Bearbeitung
noch eine Filter, 3 Hüllkurven, 2 LFOs, ausreichend Modulationsmöglichkeiten
und einen Arpeggiator, welche wir uns im Detail später
anschauen wollen.
Vektorsynthese
Jetzt wird sich der eine oder
andere schon längst die Frage gestellt haben, wofür
eigentlich das Kürzel VS steht? Es steht für Vektorsynthese.
Der Begriff Vektor ist nicht etwa eine Symbiose aus Viktor
und Hektor ;-) Die Vektorsynthese ist das eigentliche Highlight
und bestimmt maßgeblich die einzigartige Klangcharakteristik
des Prophet. Dazu gibt es zwei Vektoren in einem Kreuz angeordnet.
Jedes Ende eines Kreuzstriches stellt einen Oszillator dar.
Da jedem der 4 Oszillatoren unterschiedlich eine der in Synth
128 digitalen Wellenformen zugeteilt werden kann, ist das
Klangverhalten jeden Endes des Kreuzes anders.
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schematische
Darstellung Vektorsynthese
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Nun lässt sich mit diesem
Vektorsystem ganz leicht ein Mischverhältnis der Oszillatoren
realisieren (siehe Grafik).
Dieses Festlegung ist im Zeitablauf
aber nicht statisch, sondern auch noch per Hüllkurve
steuerbar, bzw. kann man direkt über einen Joystick eingreifen.
Das kann je nach Unterschiedlichkeit der Wellenformen zu ganz
drastischen Klangverläufen führen. Genau diese abstrakten
Klangverläufe machen das Gerät, neben der Korg Wavestation,
so einzigartig.
Wie erwähnt, hat der Synthesizer
128 digitale Wellenformen in seinem Speicher, deren
Qualität und Länge man nicht mit heutigen Samplern
oder samplebasierten Synthesizern vergleichen darf. Der VS
ist definitiv kein Sampler! Die Wellenformen sind nur Kurzyklen
von abstrakten Klangereignissen. Diese reichen aus, um das
Gerät äußerst umfangreich und flexibel zu
machen. Darüber hinaus können von den 128 Wellenformen,
32 eigene definiert werden und im RAM abgespeichert werden.
Dies funktioniert ganz einfach, in dem man ein Mischverhältnis
mittels Joystick aus den bestehenden Wellenformen kreiert
und abspeichert. Ich habe diese Funktion allerdings nur in
meiner Anfangs- und Experimentierphase benutzt. Eigentlich
kommt man mit dem Wulst an angebotenen Wellenformen schon
zurecht.
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Pitchwheel
und Modulationsrad
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Der VS hat eine 5-oktaven
Tastatur, die vom Spielgefühl wesentlich höher
einzuschätzen ist, als alles andere, was ich damals unter
den Fingern hatte. Die Tasten sind zwar nicht gewichtet, dennoch
ist der Druckpunkt wesentlich schwerer und pianoähnlicher
als dies bei Vergleichsprodukten aus dem Zeitraum der Fall
ist.
Die Tastatur ist anschlagdynamisch
und versteht auch After-Touch Daten, die im Vokabular des
VS "Pressure" genannt wird. Werden wir später
noch des vollen Lobes über den Synthesizer berichten,
muss hier wirklich ein Kritikpunkt des Gerätes angebracht
werden. Bei allen Geräten, die ich kennen lernen durfte,
hat diese ganz einfach nicht funktioniert. Dies ist kein Zufall.
Hierfür ist ein Konstruktionsfehler verantwortlich. Dennoch
es ist ärgerlich, wenn ein Gerät eine solche Funktionalität
bietet, deren Aufgabe sie dann doch nicht gerecht wird.
Die
Oberseite des Synthesizers
Ganze 51 Tippaster, 2 Drehregler,
zwei Displays sowie ein Schiebregler und der Joystick bedecken
formatfüllend die Gehäuseoberfläche des Synthesizers.
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Joystick
des Prophet VS
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Auffälligstes Merkmal ist
links gleich mal der Metalljoystick. Dieser dient zum nuancierten
Einstellen des Mischverhältnisses der Wellenformen. Daneben
liegen 2 Drehregler. Der untere zur Regelung des Master Volumens
und der andere für Einstellung der Balance zwischen Links
und Rechts, womit schon mal klar ist, dass das Gerät
in Stereo ausgelegt ist. In diesem Zusammenhang sei erwähnt,
dass mich der rote, nicht zu übersehende Aufkleber über
Ausgängen mit der Aufforderung, man möge doch das
Gerät im Stereobetrieb betreiben, immer wieder in Verzückung
versetzt
;-)
Ein fast schon riesiger Data
Entry Regler sitzt direkt unterhalb eines kleinen aber feinen
im Hintergrund beleuchteten Displays. Das Display gibt in
2 Zeilen zu je 16 Buchstaben Auskunft über den Status
des Synthesizers. Weiters unter dem Display befindet sich
der einzelne und fast schon verirrte Enter Button, zum Bestätigen
mancher Befehlseingaben.
Unter diesem wiederum befindet
sich eine Buttongruppe mit den Kennzeichnungen Edit Waveform,
Name, Review und Store. Bis auf den Name Button sind alle
Taster mit einem Status LED versehen. Ich glaube die Namen
dieser Buttons sprechen für sich.
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Sequential
Prophet VS
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Wieder oberhalb und rechts neben
dem Display befinden sich die Buttons für die Oszillatorengruppe.
Ein Select-Taster zur Auswahl der zu bearbeitenden Oszillatoren
A, B, C oder D steht oben an. Darunter die drei Buttons für
Wellenform sowie der Grobfrequenz und das Feintuning.
Neben dieser Sektion ist die
Filtersektion. Mittels der drei Schalter erlangt man direkten
Zugriff auf die Cuttoff Frequenz, die Resonanz und die Hüllkurven
Intensität. Etwas darunter kann man den Keyboardmodus
einstellen.
Ein zweistelliges, rotes Display
gibt Auskunft über die gerade aktivierte Programmnummer.
Daneben liegen die blauen Programm Select Schalter zwischen
0 und 9. Schade, dass es zur Auswahl der Sounds keine Bank
Hold Funktion oder eine Up Down Taste gibt. So benötigt
man zur Soundauswahl immer zwei Tastendrucke.
Ober den Programmnummern befindet
sich die komplexen Envelope Group des Synthesizers, mittels
dessen sich die umfangreichen Hüllkurveneinstellungen
vornehmen lassen. Gleich rechts daneben liegen die drei Schalter,
welche den beiden Los zugeordnet sind. Einen Schritt weiter,
kommt man zu den zwei Modulationsschaltern mit denen sich
einfach aber effektiv die Modulationen einstellen lassen.
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Sequential
Prophet VS
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Der rechte Teil der Synthesizeroberfläche
besteht aus der Sektion Voice Controll mit vier Schaltern,
dem Chorus mit drei Tasten, der umfangreiche Arpeggiator mit
drei Druckschaltern, sowie den Midi- und die Pitchbereich
mit jeweils zwei Schaltern. Ganz rechts am Gerät befindet
sich noch der Cartrige Slot, sowie ein Aufdruck der Routingmöglichkeiten
der Matrix Modulation.
Das Gerät ist sehr aufgeräumt,
und man findet sich sehr schnell mit den Parametern zurecht.
Viele Funktionen sind direkt durch Drücken der Schalter
aufrufbar. Nur wenn es weiter in die Tiefe geht, wie z.B.
bei den Envelopes oder dem Arpeggiator, muss eine Taste öfter
gedrückt werden um so die nächste "Seite"
der Funktion aufzurufen. LEDs im Keyboard Modus, Arpeggiator
und im Chorus tragen ebenfalls zur besseren Übersicht
bei.
Grundsätzlich ist das Gerät
sehr stabil gebaut. Nur die Schalter und Buttons sinken bei
Betätigen ins Gehäuse ein und geben ein wenig nach.
Und zwar bei allen Probanden, die ich unter den Fingern hatte.
Dadurch ergibt sich ein "billiger" Eindruck. Die
Schalter lassen sich zwar gut bedienen, aber trotzdem müsste
dies nicht sein. Virtual Music hat eine Methode gefunden,
diesem Zustand Abhilfe zu schaffen. Sie bieten eine mechanische
Modifikation an, die diesen Umstand behebt. Ich habe beides
probiert - es ist kein Vergleich - mehr Infos unter "Service"
Was tut sich hinten so?
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Rückseite
des Prophet VS
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Die Rückseite des Prophet
ist einfach, aber ausreichend ausgestattet. Die Stromzufuhr
erhält er über Kaltgeräte-Netzstecker. Natürlich
gibt es einen eigenen Netzschalter. Daneben hat der Anwender
die Möglichkeit, mittels eines Switchers zwischen 110V
und 220V umzuschalten.
Eine Sicherung ist ebenfalls
über die Rückseite zugänglich. Zwei Fußschalter
können in Klinkenformat angeschlossen werden. Klar kommuniziert
das Musikinstrument über die fast schon obligatorischen
3 Midi Buchsen mit der Außenwelt. Wobei die Thrubuchse
mittels eines Schalters zu einem zweiten Out Ausgang umgeschaltet
werden kann. Ich hab's nie benötigt, wer aber mit dem
VS zwei Geräte ansteuern möchte, kann dies damit
leicht bewerkstelligen.
Der Klang selbst verlässt
über einen Stereo Ausgang (2 Klinkenbuchsen) den Synthesizer.
Dieser kann natürlich auch Mono (nur die rechte Buchse)
betrieben werden bzw. ist die rechte Buchse auch in Stereo
ausgelegt, sodass hier ein Kopfhörer angesteckt werden
kann.
Im
Inneren des Propheten

Oszillatoren
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Oszillatoren
Gruppe
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Beginnen wir bei der Analyse
des Gerätes mit dem Grundbaustein eines Synthesizers.
Dem Oszillator. Der Prophet bietet 4 Osz pro Stimme. Ergo
ergibt das 8 Stimmen mal 4 -demnach 32 Oszillatoren. Jedem
diese Oszillatoren kann mittels der Wave# Taste eine eigene
aus dem Fundus der 128 im Speicher abgelegten Wellenformen
zugeordnet werden. Um zwischen den 4 Oszillatoren A, B, C
und D umzuschalten, muss der Select Taster benutzt werden.
Die Auswahl der Wellenform wird im Display numerisch angegeben
und mittels des Data Entry Regler ausgewählt.
Leider gibt es in der Bedienungsanleitung
keine komplette Übersicht der Wellenformen oder deren
Beschreibung, die zumindest am Anfang hilfreich sein könnte.
Es gibt nur einen kleinen Auszug, der versucht, die Charakteristik
der Wellenformen zu definieren. Ganz klare Favoriten sind
die Wellenformen 32 als Sinus, 33 als Sägezahn und 34
als Rechteckform, welche in klassischen analogen Synthesizern
verwendet werden. Damit ist der VS auch in der Lage, analoge
Sound zu emulieren - und wie!
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Edit
Wellenform
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Meist muss man sich bei der
Auswahl mehr auf sein Ohr verlassen, als auf einer trockenen
Liste Bezeichnungen zu suchen. Irgendwie gewöhnt man
sich an diese Art des Programmierens. Nach einer gewissen
Zeit wollte ich diese intuitive Art gar nicht mehr ändern.
Schnell war die fehlende Liste vergessen.
Die Wellenformen können
mittels der Schalter Coarse Freq und Fine Freq in 2 Oktaven
in Ganztonschritten eingestellt und dann natürlich auch
fein verstimmt werden, um Schwebungen zu erzeugen. Die Auswahl
von A, B, C oder D erfolgt hier ebenfalls über den Select
Schalter.
Filter
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Hüllkurve
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Der Tiefpassfilter ist einfach,
aber effektiv aufgebaut. Drei Schalter regeln die Cutoff Frequenz,
die Resonanz und letztendlich die Stärke des Hüllkurveneinflusses.
Natürlich sind weitere Filtermodulationen möglich.
Diese werden in der Modulation Sektion eingestellt.
Für mich klingt der Filter
wirklich angenehm und mittels des Data Entry Regler kann man
auch durchaus nuanciert während des direkten Spiels in
den Filter eingreifen. Aufpassen sollte man aber dabei vor
Pegelsprüngen. Sollte der Regler an einer anderen Position
sein, als sich der Wert befindet, kann es durchaus zu sehr
ungewollten Filtereffekten kommen.
Hüllkurven
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Shema
der Hüllkurven
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Die Hüllkurven des VS sind
schon etwas Besonderes. Er gibt drei Envelope Groups. Einen
Mixer Envelope, der für die Wellenform Mischung
zuständig ist, einen eigenen Filter und die Verstärker
Hüllkurve, wie wir sie von vielen anderen Synthesizern
her auch kennen.
Die Auswahl, welche Hüllkurve
gerade bearbeitet wird, erhält man mit dem Select Taster.
Die Auswahl des zu bearbeitenden Punkt wird mir der Select
Point Taste erledigt. Nun kann man für fast jeden Punkt
spezifisch die Rate (wie schnell) oder den Level (und wohin)
verändern. Als Eingabemedium dient der Data Entry Regler.
Um in der Hüllkurve zu navigieren, muss man aber öfters
die entsprechenden Taster drücken und aktivieren. Um
schnell eine Hüllkurve zu verändern, bedarf es schon
mal ein paar Taster zu drücken.
Mixer
Hüllkurve und Vektor Synthese
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Schema
der Vektorsynthese
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In der Mixer Hüllkurve
wird das eigentliche Verhältnis zwischen den Wellenformen
definiert. Also hier kommt die Vektor Synthese voll zum Tragen.
Über Rate wird die Geschwindigkeit zwischen den Punkten
eingestellt. Mit der Level Taste stell man das Mischverhältnis
ein und zwar mit dem Joystick. Dem Herzstück, der Mixer
Hüllkurve. Das Display gibt während des Herumfummelns
prozentuell Auskunft über die Verteilung der Wellenformen.
Filter
Hüllkurve:
Point 0 definiert über den Level die Ausgangseinstellung
des Filters. Ansonsten ist von Point 1 - 4 sowohl die Rate
als auch der Level einstellbar.
Verstärker
Hüllkurve:
Wieder wird bei Point 0 über Level die Lautstärke
am Beginn definiert. Point 1 bis 3 lassen dann jeweils eine
Rate- und eine Leveleinstellung zu. Sinnigerweise gibt es
bei Point 4 nur mehr eine Rate und bestimmt damit die Ausklangslänge
bis zum Verstummen. Die Rates sind so nuanciert einstellbar,
dass wirklich alle erdenklichen Hüllkurven erstellbar
sind.
Loop
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Loop
Funktionen des Prophet VS
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Ziemlich neu war damals auch
diese Funktion innerhalb der Hüllkurve. So kann man selbst
mittels der Loop Taste entscheiden, ob eine Schleife zwischen
Punkt 3 und 2, 3 und 1 und 3 und 0 laufen soll.
Die Richtung des Loops ist sowohl
nur vorwärts, also z.B. mit dem Verlauf 1-3,1-3, 1-3...,
als auch hin und zurück z.B. 2-3,3-2,2-3,3-2... einstellbar.
Die Wiederholung dieser Loopfunktion ist über die Repeat
Taste justierbar und zwar in den Werten zwischen 1 und 7,
sowie unendlich.
Die Hüllkurven des VS sind
wirklich flexibel und ermöglichen außergewöhnliche
Verläufe. Vor allem auch mit der ungewöhnlichen
Mixer-Hüllkurve entstehen wirklich abartige Klänge.
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Hüllkurven
Gruppe
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Diese Komplexität hat natürlich
auch ihren Preis. Obwohl ich ein Grundverständnis von
den ADSR Hüllkurven mitbrachte, habe ich ein wenig Zeit
gebraucht, mich zurecht zu finden. Vor allem mit dem Systems
des Umschalten zwischen den 3 Hüllkurven.
Sehr oft habe ich mich ertappt,
die falsche Envelope zu verändern. Hat man einmal mit
der Point Select Taste einen Schritt zu weit getippt, muss
man wieder alles durchsteppen. Zu Beginn hab ich oft auch
nicht gewusst, ob nun die Rate oder der Level zu verändern
ist. Recht einfach erwies sich aber das Verständnis für
die Loop Funktion. Wie gesagt, dadurch, dass die Hüllkurven
recht komplex sind, kann man ein direktes Umlegen des ADSR
Hüllkurven von anderen Synthesizern nicht machen. Nach
einiger Eingewöhnungszeit hat man auch die Funktionsweise
der Hüllkurven schnell im Griff.
Leider finden die Hüllkurven
in der Matrix Modulation kaum Verwendung (Ausnahme: Filter
Env auf die Frequenz und das Panorama). Dies hätte zu
bedeutend schrägeren Ergebnissen geführt hätte.
Aber wie beschrieben, sind die Hüllkurven auch so gewaltig
genug.
LFO
Der VS besitzt zwei LFOs, die
identisch aufgebaut sind. Die Einstellung ist, im Gegensatz
zur Hüllkurve, sehr einfach und flott erledigt. Über
Select Taster wählt man aus, welche der beiden man bearbeiten
möchte.
Mit der Shape Taste kann man
zwischen die LFO Wellenformen Dreieck, Rechteck, absteigender
- und aufsteigender Sägezahn, sowie einer Zufallswellenform
auswählen. Die Rate Taste bestimmt zwischen den Werten
0 und 99 die Geschwindigkeit des LFO.
Der LFO ist langsam genug, um
schwebende Sounds zu erzeugen und schnell genug, um Effekte
zu kreieren. Trotzdem könnten die Los noch ein wenig
schneller sein. Zur Selbstmodulation reichen sie nicht aus.
Wohin die LFOs wirken, wird wieder über die Matrix Modulation
eingestellt.
Modulation
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Modulationsmatrix
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Die Modulationssektion des VS
trägt zweifelsohne zur Erweiterung der Klangmöglichkeiten
bei. Sie ist jedoch nicht so umfangreich, wie die eines Oberheim
Matrix 6. Sieben Modulationsquellen stehen sieben Modulationszielen
gegenüber, wobei nicht alle alles modulieren können.
Eine Übersicht der Möglichkeiten gibt ein Aufdruck
auf der rechten Seite des Gerätes.
Die Bedienung ist erdenklich
einfach. Mittels der Source Select Taste wählt man die
Quelle aus. Mit dem Dato Entry Regler stellt man die Intensität
der Modulation ein. Mit der Dest Source Taste kann man nun
anschließend bestimmen, ob das Ziel ein- oder ausgeschalten
wird. Das heißt, der Modulationswert einer Zeile kann
nur einmal eingestellt werden. z. B. kann LFO 1 nur mit ein
und derselben Intensität die Modulationen für seine
Ziele Frequenz, Filter u.s.w vornehmen.
Als Modulationsquellen dienen:
LFO 1, LFO2, After Touch, die Anschlagdynamik, Tastatur, Filter
Hüllkurve und das Modulationsrad. Als Ziele dienen: Frequenz
der Oszillatoren, Filter, Wellenformen Mix, LFO, Verstärker,
Panorama und der Chorus. Die nachfolgende Grafik soll einen
Überblick über die möglichen Modulationen geben.
Source
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Freq
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Filter
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Mix
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LFO 1
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LFO 2
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Amp
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Pan
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Chorus
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LFO 1 |
A,B,C or D
|
Filter
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A-C, B-D
|
-
|
Amount, Rate
|
-
|
Pan
|
-
|
LFO 2 |
A,B,C or D
|
Filter
|
A-C, B-D
|
Amount, Rate
|
--
|
-
|
Pan
|
-
|
Pressure |
A,B,C or D
|
Filter
|
A-C, B-D
|
Amount, Rate
|
Amount, Rate
|
Volume
|
Pan
|
Rate, Depth
|
Velocity |
-
|
Env Depth
|
A-C, B-D
|
-
|
-
|
Env Depth
|
Pan
|
-
|
Keyboard |
-
|
Filter
|
A-C, B-D
|
-
|
-
|
-
|
Pan
|
-
|
Filter
Env |
All 4 Osc
|
-
|
-
|
-
|
-
|
-
|
Pan
|
-
|
Mod Wheel |
-
|
-
|
-
|
Amount
|
Amount
|
-
|
-
|
Depth
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Arpeggiator
Der Arpeggiator des VS ist ein
wirklich ausgefuchstes Werkzeug. Drei Taster stehen hierfür
zur Verfügung. On/Off Rate schaltet den ARP ein und man
regelt mittels des Data Entry Regler die Geschwindigkeit.
Dreht man die Geschwindigkeit quasi auf 0, so schaltet man
in den externen Syncronisationsmodus. Hiermit lässt sich
die Geschwindigkeit sich ganz einfach auch dem Midisystem
anpassen.
Die Latch/Transpose Taste dient,
wie der Name schon sagt, um die Arpeggios in ihrer Tonhöhe
zu transponieren.
Ins Eingemachte des Arpeggiators
kommt über die Option Select Taste. Durch mehrmaliges
drücken, kann man die verschiedenen Menüs aufrufen
und einstellen. Der Reihenfolge nach:
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Arpeggiator
|
Mode: Hier kann man einstellen,
in wie weit sich das Arpeggio im Verhältnis zu den Händen
auf der Tastatur verhält. Normal heißt, so lange
ich die Tasten drücke, so lange höre ich das Arpeggio.
Auto Latch bedeutet, das Arpeggio fügt so lange Tone
hinzu, solange ich Tasten halte, auch wenn dies nur eine ist.
Lösen wir uns komplett von der Tastatur, wird ein neue
Figur gebildet. Extended Mode addiert alle Tasten die man
drückt, wobei hier auch mal alle Finger die Tastatur
verlassen können.
Der Scan bestimmt die
Spielrichtung, in die die Notenfigur lauft- Also da gibt es
mal rauf, runter, rauf und runter (was durch die Doppelung
der untersten und obersten Note eine andere Figur ergibt).
Assing bedeutet, das Arpeggio klingt in der Reihenfolge der
gedrückten Tasten. Reverse, die Umkehrung von Assing
und Random, führt zu einer zufälligen Notenwiedergabe.
Im Octaven Menü
kann man sich entscheiden, die Sequenz zwischen 1 und 4 Oktaven
zu spielen. In Repeats kann eingestellt werden, wie
oft das Arpeggio repetiert werden soll. Dies ist ebenfalls
einstellbar zwischen 1 und 4. Auch die Split Möglichkeit
kann man sich zunutze machen. So sind zwei Figuren auf unterschiedlichen
Sounds möglich. Wer das will, muss also in dieses Menü
auf Dual schalten. Ansonsten kann man die Sequenz ungeachtet
des Split Punktes auch nur für den linken oder den rechten
Sound aktivieren. Im Voicing kann man das Arpeggio
auch auf Mono umschalten, was meist zu einem Abschneiden der
Release Phase führt. Über die Velocity kann
man einstellen, ob auch die Anschlagdynamik auf das Arpeggio
wirken soll. Die Layer Funktion ermöglicht es, über
eine "eingefrorne" Sequenz noch eine zweite Figur
zu spielen. Über die Funktion Rests kann man,
mittels des hohen C auf der Tastatur, leere Noten einfügen.
Damit sind abwechslungsreiche Figuren möglich. Zum Abschluss
kann man noch den Clock/Step einstellen.
Wow, eine ganze Menge für
einen "einfachen" Arpeggiator! Also, mit dem lassen
sich wirklich abgefahrene Sachen machen! Wir haben auf der
"Wittek Live" CD und der Nummer "Asteroids"
die Layer und Double Funktionen des Arpeggiators intensiv
zum Einsatz gebracht und viel Spaß damit gehabt.
Ein kleiner Hinweis über
das Betriebssystem und dem Arpeggiator: in der Version 1.1
werden neu gedrückte Tasten in die Rhythmusfigur der
Sequenz gedrängt. D.h. es kommt zu keiner Unterbrechung
der Figur. Beim nächsten Durchlauf wird der Tastedruck
einfach in time gespielt. Bei der Version 1.2 wird bei jedem
Tastendruck das Arpegiotiming neu getriggert. Das verlangt
exaktes Spielen, will es nicht gehört werden. Also mir
gefällt die erste Version besser, das Sie musikerfreundlich
ist, vor allem für so schlampige Spieler wie mich ;-)
Wer also auf einen anwenderfreundliches Arpeggiator Wert legt,
sollte das Betriebssystem 1.1. wählen.
Chorus
Der Chorus ist einfach, aber
effektiv. Chorus Right und Chorus Left Schalter mit integriertem
LED schalten jeweils rechts und links den Effekt ein. Mittels
des Rate/Depth Schalter kann man Geschwindigkeit und die Intensität
einstellen. Das war´s schon.
Der Chorus ist zwar kein Überding,
aber er macht den Sound des VS schon voller. Er arbeitet fein.
Sein Rauschen hält sich in Grenzen.
Keyboard
Mode /Voice Controll
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Keyboard
Mode
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Im Keyboard Modus kann
man den Tastatur Modus einstellen. Der VS kann im Double Modus
oder im Split Modus betrieben werden. Durch den Split und
Double Schalter wird der jeweilige Modus aktiviert und ausgeschalten.
Der Split Punkt ist ganz leicht, durch Drücken des Split
Schalter bei gleichzeitigen Drücken einer Taste am Keyboard,
veränderbar.
Mittels des Link Select Tasters
kann die Soundauswahl des zweiten Klanges verändert werden.
Durch weiters Drücken des Link Select Tasters kann man
den zweiten Sound verstimmen, und dann noch verzögert
zum Einsatz bringen. So sind Delays möglich und es lässt
sich sehr leicht der Sound breiter machen.
Diese Einstellungen im Keyboard
Mode werden mit dem Klagprogramm mitgespeichert. Natürlich
verweist man in diesem Modus auf einen anderen Sounds im Gerät.
Verändert man nun einen Klang, der irgendwo verlinkt
ist, verändert man damit automatisch alle verbundenen
Double und Splitsounds.
Der Keyboard Mode ist ansonsten
wirklich leicht zu durchschauen und nach dreimal Klicken hat
man die Systematik heraus.
Natürlich ist der VS im
Split und Double Modus nur mehr vierstimmig spielbar. Beiden
Sounds können unterschiedliche Midikanäle zugeordnet
werden. Diese Einstellungen werden jedoch in der Midisektion
vorgenommen.
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Voice
Controll
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Die Voice Controll ist
schnell erklärt: Erstens kann man mittels Unsison/Detune
auf monophonen Betrieb umschalten und in 7 Stufen die Stimmen
gegeneinander verstimmen. Da geht die Post ab. Mit der Glide
Funktion kann man zwischen den Werten 0 und 99 ein Portamento
einschalten. Das klangliche Ergebnis ist ein Hin- und Herrutschen
der Tonhöhe zwischen den gedrückten Tasten. Drücke
also zuerst ein C4 und dann ein C2, rutscht der Ton von oben
nach unten. Das ganze geht umgekehrt auch. Je höher der
Wert eingestellt ist, desto länger benötigt der
"Rutscheffekt". Mittels der Taste Voice Pan kann
man jede einzelne Stimme im Panorama verteilen. Bei jedem
Drücken des Voice Schalters, wird eine Stimme aufgerufen.
Data Entry Regler herum schieben. Und schon hat man ein breites
Panorama Bild. Allerdings entspricht das Panoramaverhalten
nicht immer den Spielerwartungen, da man nie genau weiß,
welche Taste welcher Stimme zugeordnet wird. Es bleibt also
ein Zufallsverhalten. Mittels der Programm Volume Taste kann
man mit jedem Sound ein eigenes Gesamtvolumen mitspeichern.
Midi
Die Midimöglichkeiten des
Prophet VS waren für seine Zeit wirklich umfangreich.
Mittels des Channel L/R Taste lassen sich separate Kanäle
für die Split und Double Sounds einstellen. Auch ein
eigener Midikanal für den Arpeggiator ist einstellbar.
Für die Funktionalitäten
Modulations-Räder, Programm Wechsel, Aftertouch, Joystick,
allgemeine Midiparameter ist jeweils der Status einstellbar:
keine Mididatenverwertung, nur senden, nur empfangen oder
senden und empfangen.
Über den Overflow können
mehrere VS zu einem mehrstimmigen Synthesizer zusammengefasst
werden. (Hat das jemals jemand gemacht?) Natürlich können
auch Programm- und Wellenform Daten über System Exklusiv
übertragen werden. Das führt soweit, dass sogar
kleine Fuzeln von Wellenformen aus einem Sampler in den VS
mittels Sample Dump Standard übertragen werden können.
Ich muss aber gestehen, dass ich diese Funktion niemals auf
ihre Praktikabilität überprüft habe.
In einem späteren Update
war auch eine Local/On und Off möglich. Dies ermöglicht
die Trennung der Tastatur von der internen Tonerzeugung des
VS, und es ansteuern eines externen Synthesizers.
Zufallsklang
- ist das möglich?
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Sequential
Prophet VS
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Der Prophet bietet eine Funktion,
die einfach und zudem grenzgenial ist: die Erstellung von
Sound per Zufall. Hält man die Enter Taste und den Programm
Select Schalter 2 gleichzeitig gedrückt, generiert das
Gerät einen Zufallssound. Die damit erstellten Klänge
sind meistens disharmonisch, abstrakt und unvorhersehbar.
Das Ergebnis ist jedoch eines, welches im Kopf niemals vorstellbar
oder konstruierbar wäre.
Mit wenigen Korrekturen und
ein paar Handgriffen kommt es so zu einem unerschöpflichen
Fundus an verschiedenen Klängen. Diese Funktion zeigt
auch herrlich die klangliche Bandbreite des Prophet VS. Ich
kenne diese Funktion eigentlich nur noch von Waldorfs Pulse.
Ich bin zwar kein Techniker, aber so schwer dürfte diese
Funktion wohl nicht zu implementieren sein. Schade, denn der
Zufallsgenerator würde auch anderen Synthesizern sicherlich
gut zu Gesicht stehen.
Service
des VS
Wer mit seinem VS Probleme hat,
braucht nicht unglücklich sein. Die Firma Virtual Music
bietet für den Prophet einige Services an. Zum Einen
gibt es da die mechanische Modifikation, die ein angenehmeres
Bediengefühl mit den Schaltern vermittelt und das Gehäuse
insgesamt stabiler macht. Außerdem wird von Virtual
Music das Betriebssystem 1.2, sowie Ersatz für kaputt
gewordene Knöpfe und Regler angeboten. Sollte die Hintergrundbeleuchtung
des VS seinen Geist ausgegeben haben, so kann man hier eine
Ersatzfolie bestellen. Weitere Infos unter:
Höre
des Propheten Stimme
Versuchen wir doch einmal den
"Das-Ding-war-teuer-deshalb-muss-es-toll-sein-Faktor"
beiseite zu lassen, was bei emotionaler Begeisterung sicher
schwierig ist. Dennoch.
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Sequential
Prophet VS
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Der Prophet klingt wirklich
einzigartig und einfach gut. Er ist einer der - wenn nicht
DER - vielseitigste Synthesizer, den ich kenne. Das Klangpotential
ist einfach ernorm. Typische, analoge Wärme, wie sie
durchaus auch von einem fünfer Prophet stammen könnte,
ist durch die ausgezeichneten Filter genauso möglich,
wie digitale Klänge, wie wir sie vom DX 7 oder gar von
den PPGs her kennen. Die Vektor Synthese und die Hüllkurven
ermöglichen Klangcollagen, wie sie bei keinem anderen
Gerät möglich sind. In diesem Zusammenhang seien
auch die Alaisingartefakte im unteren Bereich zu erwähnen,
die genau jenes "harte" PPG Feeling aufkommen lassen.
Also ich mag dieses Röcheln. Überhaupt kann der
Prophet eine gewisse klangliche "Verwandtschaft"
zum PPG nicht leugnen. Wenn das nicht eine Referenz ist?
Einer unbestätigten Geschichte
zufolge, haben Sequentials Entwickler sich den PPG als "Vorlage"
und zur Spionage besorgt. Sie wollten einen Synthesizer erschaffen,
der das gesamte Klangreservoir der Gruppe FIXX wieder geben
sollte. FIXX setzten in den 80er, sicherlich auch beeinflusst
von dem Produzenten Rupert Hine, spektakulär den PPG
ein. Andererseits verwendeten sie aber auch analoge Sounds.
Die Wavetable Architektur des PPG war zu kompliziert. So entstand
die Vektor Synthese und eine klangliche Symbiose aus digitaler
Härte und analoger Sounds.
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Sequential
Prophet VS
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Während später Korgs
Wavestation mit ähnlichem Prinzip braver, homogener und
dezenter ins Klanggeschehen eingreift, vermag der Prophet
eine wesentlich rauere Gangart einzuschlagen. Es sei aber
auch erwähnt, dass der VS nicht in der Lage ist die von
der Wavestation bekannten Wavesequenzen "di-pon-ding"
zu erzeugen.
Der Prophet VS ist ein richtiger
Synthesizer, mit dem es Spaß macht in den Sound einzugreifen.
Dazu tragt auch die toll gelöste Bedienungsoberfläche
bei. Er verbindet eine digitale abgefahrene Klangerzeugung
mit, analogen resonanzfähigen Filtern, einer gut bedienbaren
Benutzeroberfläche, ausreichend Modulationsmöglichkeiten,
ungewöhnliche Stereoeingriffen, einem integrierten Chorus
und einen ausgefuchsten Arpeggiator. Er prälliert in
allen Lagen. Was will das Herz eines Synthiasten mehr? Und
dann noch der Zufallsgenerator, der im Nu Sounds erzeugt,
die man sich nicht man in den dunkelsten Horrorfilmen vorstellen
könnte.
Wer den Synthesizer hören
möchte, sollte mal genauer in Grönemeyers Produktion
"Ö" reinhören. Dort hat sich der eine
oder andere Prophet Sound versteckt. Auch in France Gall Song
"Ella Elle L'a" wird der typische VS Chor (Nr.11)
eingesetzt. Oh, ich liebe diesen Sound! Auch Whitesnake liesen
es nicht nehmen auf dem Album 1987 bei dem Titel "Herer
I go again 87" den VS Chor zu verwenden. Auch die Prog-Rocker
Rush machten auf ihrer "Hold your fire" Produktion ausgiebig
gebrauch vom VS. Beim ersten Song "Force Ten" sind wieder
die Chöre zu hören. Auf Rupert Hines Thinkman "Hard Hat Zone"
kann man auf dem Titel "November Whale" die diffizile Soundcollage
vom VS entnehmen
Interessanterweise habe ich
kaum Musiker gefunden die sich mit dem VS ablichten ließen.
Da sind mir Musikerfotos mit Jupiter 8, DX 7, oder Korg's
M1, aber auch dem Prophet 5, mehr in Erinnerung. Einzig auf
einer Videokassette von "Icehouse", aus dem Jahre
1989, wird der VS exzessiv zum Einsatz gebracht. Kennt ihr
Berühmtheiten, die sich mit dem Gerät zeigen ließen?
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Sequential
Prophet VS
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Wie mir unlängst mitgeteilt wurde,
kann man auch Vince Clark auf dem Video "Live at the
seaside" mit dem VS bewundern. Unlängst habe ich
auch die DVD "Serious Hits Live" von Phil Collins
aus den Anfang der 90er gesehen, und auch hier unterstütze
der Keyboarder die Band mit einem Prophet VS. Also ganz so
wenige waren es dann doch nicht.
Wer eine Gerät sucht, der
über das Übliche hinausgeht, der kann mit dem VS
nichts falsch machen. Attribute wie Streicher, Bläser,
Piano und dergleichen wären dem Gerät fast eine
Beleidigung, obgleich das natürlich auch alles machbar
ist. Abgefahrene Flächensounds, moduliert durch die Vektoren,
knallharte Sequenzersounds, weiche Leadsounds - es gibt kaum
etwas, das nicht realisierbar wäre, und das fast immer
in guter Qualität. Natürlich ist der Prophet VS
keine "PCM" Kiste, und vermag den typischen Natursound-Imitat-Synthesizer
der heutigen Synthesizergeneration nicht das Wasser zu reichen.
Das soll er aber auch nicht.
Ich habe den VS so gut wie in
jeder Produktion, angefangen von der "Neue Welten",
bis hin zur letzten "Danger in dream", eingesetzt.
Er ist heute noch fixer Bestandteil des Studios. Dieser Synthesizer
wäre einer der letzten Geräte die ich aus dem Studiobereich
verbannen würde. Aber Gott sein Dank stehe ich nicht
vor dieser Entscheidung. ;-)
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Robert
Wittek
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Wer noch zusätzlichen Lesestoff
über den Prophet VS und Sequential sucht, sollte sich
die Keyboards Ausgaben 06/86 Testbericht, 03/95 Synthesizer
von gestern, sowie 08/01 bzw. 09/01 "The J-Files"
zu Gemüte ziehen.
Autor: Robert Wittek
Jänner 2004
Dank für das Redigieren
an Cornelia Bübl
PS: Sollte noch jemand die Juni
Ausgabe 1986 der Keyboards Zeitung besitzen und nicht wissen,
was er damit tun soll, her damit. Habe diese Ausgabe seinerzeit
einmal einen Musikerkollegen geborgt, na ja und richtig erraten
- nie wieder gesehen. Traurigerweise ist dies die einzige
Keyboard Ausgabe, die mir seitdem fehlt und ich würde
mich sehr freuen, die Sammlung mit diesem einzigen Heft wieder
Vervollständigen zu können. Ich danke bereits im
Voraus. ;-)
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Audio
Workshop Prophet VS zum download
Dowload
Audifile MP3 11.70 MB Audiolänge: 21.15 min
Aufgrund der Vielseitigkeit
des VS, ist der Audio Workshop länger ausgefallen,
als geplant. Bei den Aufnahmen zum Workshop entstand
so viel Audio Material, dass dieser durchaus auch eine
Stunde hätte dauern können. Bei so viel Spaß
bei der Erstellung, fiel die Selektierung wirklich schwer.
Vor allem die Zufallsounds am Ende des Workshops geben
Auskunft über die klanglichen Möglichkeiten
des Instrumentes.
Die Audiofiles haben aufgrund
der Datenkomprimierung leichte Klangeinbußen.
Die Verringerung der Klangqualität dient Ihnen
zur kürzeren Downloadzeit. Alle Soundbeispiele
wurden ausschließlich mit dem Sequential Prophet
VS erzeugt. Delay und Reverb kamen ebenfalls zum Einsatz.
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Bedienungsanleitung
zum download
Manual
Sequential Prophet VS
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